Akt mit Pyramide

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt vom 16. November 2013 an unter dem Titel "Akt mit Pyramide" die schönsten Zeichnungen der Graphischen Sammlung des Hauses, eine Abfolge grandioser graphischer Meisterwerke des 20. Jahrhunderts. Der Ausstellungstitel geht zurück auf ein besonders schönes Blatt des bedeutenden Zeichners Karl Bohrmann.

Zahlreiche große Meister der Moderne sind in der Schau mit wertvollen und beeindruckenden Werkbeispielen vertreten und ermöglichen einen Einblick in die Zeichenkunst vom Impressionismus bis zur Gegenwart auf höchstem künstlerischem Niveau.

Der zeitliche Rahmen erklärt sich aus der Struktur der relativ jungen Graphischen Sammlung, die erst seit rund 90 Jahren besteht und nicht wie andernorts auf über Jahrhunderte langsam gewachsene Bestände zurückgreifen kann: Wenn auch einige ältere Arbeiten vorhanden sind, handelt es sich doch fast ausschließlich um eine Sammlung von Graphik des 20. und nun auch des beginnenden 21. Jahrhunderts.

Neben der stilistischen Abfolge und dem ästhetischen Ereignis Zeichnung, das für den spezifischen künstlerischen Ausdruck eben ausschließlich in diesem Medium erreichbar ist, widmet sich die Ausstellung mit ausgesuchten Beispielen den verschiedenen Zeichenmitteln wie Stiften, Kreiden, Feder und Pinsel, um didaktisch die technischen Grundlagen des Zeichnerischen vor Augen zu führen. Die wesentlichen Elemente der Zeichenkunst - Punkt und Linie, Fläche und Raum - werden mit herausragenden Werken thematisiert und aufgezeigt.

Ein Auszug aus der Künstlerliste zeigt den Spannungsbogen zeichnerischen Schaffens zwischen Figuration und Abstraktion: Josef Albers, Max Beckmann, Otto Dix, Paul Eliasberg, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, Alfred Kubin, Rudolf Levy, August Macke, Max Slevogt, Albert Weisgerber, Wols und viele andere stehen für die virtuose Handhabung des Zeichnerischen. Besonders betont wird Zeichnen konkret – hier werden Grundformen wie die Linie als Dinge an sich behandelt und in ihrer künstlerischen Wertigkeit emanzipiert.

Eine spezielle Abteilung ist der Zeichenkunst der Region gewidmet: Friedrich Ferdinand Koch, Albert Haueisen, Otto Dill, Hans Purrmann sowie unter den jüngeren Künstlern Jochen Dewerth oder Natascha Brändli repräsentieren den hohen Qualitätsstandard der Zeichnung im Schaffen Pfälzer Künstler. Die Sparte der Bildhauerzeichnung wird vertreten durch Michael Croissant und Franz Bernhard.

Das Zeichnen ist die älteste und spontanste Ausdrucksform der bildenden Kunst. Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat in einer berühmten Formulierung eine ihrer treffendsten Definitionen gegeben: "Handzeichnungen haben dadurch höchstes Interesse, indem man das Wunder sieht, dass der ganze Geist unmittelbar in die Fertigkeit der Hand übergeht, die nun mit der größten Leichtigkeit, ohne Versuch, in augenblicklicher Produktion alles, was im Geiste des Künstlers liegt, hinstellt."

Damit zeigt Zeichnung unverfälscht die Spontaneität des Menschen, sie ist erster Ausdruck des Individuums und fordert nicht zuletzt in ihrem fragmentarischen Charakter Phantasie und Einfühlung des Betrachters. So kann gefolgert werden, dass die Zeichnung näher als ein Gemälde an der Persönlichkeit des Künstlers steht, sie ist die unverschleierte Spur des Menschen, der zeichnet.

Akt mit Pyramide
Die schönsten Zeichnungen der Graphischen Sammlung
16. November 2013 bis 5. Januar 2014