Agnes Fuchs - Kulturanthropologischer Blick auf Technologien

Agnes Fuchs rekonfiguriert mit den Mitteln der Malerei, mit Videos und Installationen wissenschaftlich-technologische Instrumentarien und Vorgänge, die für die Herausbildung aktueller digitaler Technologien verantwortlich sind. Als Ausgangspunkt für ihre Arbeiten dienen Fuchs dabei Bedienungsanleitungen, Funktionsbeschreibungen und Handbücher für Oszilloskope, Computer, Stromversorgungsgeräte oder Messvorrichtungen.

Sie analysiert die kulturellen Implikationen dieser Vermittlungsmedien und setzt sich so in ihrer künstlerischen Praxis mit der Aneignung eines historischen Feldes auseinander, sowie mit den Nachbildern, die dieses Feld bis heute produziert. Zentral dabei ist, dass die Künstlerin nicht nur die technologischen Geräte an sich, sondern ihre bereits medial vermittelten Formen als Ausgangsmaterial verwendet und transformiert. Agnes Fuchs malt Bilder, die im kollektiven Gedächtnis gespeichert sind und (nicht immer offensichtlich) zirkulieren. Durch die Materialität der Malerei stellt sie ein sensorisch physisches Erleben dem digitalen Schein oder der Virtualität zirkulierender Bilder und Narrative entgegen.

Die Künstlerin wendet einen kulturanthropologischen Blick auf Technologien an. Sie entwirft konzise Setzungen und hybride Zusammenstellungen, die unterschiedlichsten Aspekten wie etwa der Designgeschichte, der Benutzung von Interfaces oder dem Bild- und Sprachgebrauch, der sich um die Geräte aufspannt, Raum geben. Auch wenn Agnes Fuchs‘ Methoden großteils analog sind, lassen sich ihre Werke sowohl inhaltlich wie auch formal-ästhetisch in einem postdigitalen Kontext situieren. Sie setzt sich mit Formen der Bereitstellung von Technologien auseinander, die heute obsolet geworden sind oder deren Funktionen in der Aufmachung neuerer Technologien aufgegangen sind. In ihrer Arbeit untersucht sie die Konditionen des Postdigitalen im Prädigitalen. Indem Fuchs die heute selbstverständlichen Funktionen der Geräte, ihr Erscheinungsbild oder ihren Gebrauch neu verhandelt, betreibt sie eine Form von Medienarchäologie, die in Zeiten, in denen technische Abläufe zusehends unsichtbar werden, relevanter erscheint denn je.

Agnes Fuchs. Her Eyes Were Green
Kuratiert von Franz Thalmair
Bis 8. Oktober 2023