1. Österreichischer Grafikwettbewerb 1952

Die Idee, einen Österreichischen Grafikwettbewerb ins Leben zu rufen, geht auf Paul Flora zurück, der in diesem Jahr verstorben ist. Gemeinsam mit Gottfried Hohenauer, dem damaligen Leiter der Kulturabteilung im Amt der Tiroler Landesregierung, wurde der Wettbewerb zu einer bis heute aus der österreichischen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenkenden Einrichtung, um junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern und ihr grafisches Schaffen auszuzeichnen. Der 1. Österreichische Grafikwettbewerb fand 1952 im Tiroler Kunstpavillon statt. Er sollte dem Kulturleben in Tirol neue Anregungen bringen und bundesweite Impulse setzen. Er war in der Nachkriegszeit der erste künstlerische Wettbewerb überhaupt und gab den Anstoß für ähnliche Wettbewerbe wie den "Römerquelle Kunstwettbewerb" (1980-2000) oder den "Msgr. Otto Mauer Preis" (seit 1981).

Im Rahmen der Präsentation der Preis- und Ankaufsblätter des aktuellen 31. Österreichischen Grafikwettbewerbs würdigt die Galerie im Taxispalais den Gründer des Wettbewerbs und wirft einen Blick zurück in die 1950er Jahre. Am 1. Österreichischen Grafikwettbewerb nahmen 200 Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet teil, von denen – wie auch heute noch – jeder drei Werke einsenden konnte. Die Jury wählte sechs PreisträgerInnen: Margret Bilger, Paul Flora, Hans Fronius, Karl Kreutzberger, Werner Scholz und Max Weiler. Es handelt sich um Künstlerpersönlichkeiten, die fast alle bemerkenswerte Karrieren machten und mittlerweile bereits einen festen Platz in der Kunstgeschichte einnehmen. Die damals preisgekrönten Blätter werden in der Ausstellung gezeigt und stehen als Seismografen für Strömungen und Tendenzen der Kunstentwicklung in den 1950er Jahren, die sich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit neue Wege suchte.

Flankiert werden die Preisblätter von rund 40 Tusche- und Federzeichnungen Paul Floras aus den 1950er Jahren. Die internationale Karriere des Zeichners Paul Flora (geb. 1923 in Glurns, gest. 2009 in Innsbruck) setzte in diesem Dezennium ein. Er arbeitete bereits für den Diogenes Verlag in München, begann 1957 als politischer Karikaturist für die "Zeit" zu zeichnen, und entwickelte in diesen Jahren seinen unverwechselbaren Stil. Er ist geprägt von einer genauen Beobachtungsgabe und der mit schnellem Strich erfolgten zeichnerischen Umsetzung von Gesehenem und Gelesenem, Erlebtem und Erdachtem.

Die in der Ausstellung gezeigten frühen Blätter vereinen bereits Themen und Stilelemente, die auch für Floras späteres Schaffen kennzeichnend sind: humoristisch-satirische Zeichnungen, die sich mit militärischen Sujets, Hierarchien und Machtsymbolen auseinandersetzen, das Individuum in seiner Einsamkeit und oft hilflosen Skurrilität zeigen und immer wieder den Menschen in seiner Suche nach Sinn fokussieren. Gefängnisgleiche, mitunter labyrinthische Architekturen mit Fenstern, in die Menschen hinein- oder herausblicken, scheinen in seinem Oeuvre ebenso auf wie die immer wiederkehrenden, symbolisch zu lesenden Tiermetaphern. Umrisszeichnungen, die Szenen im luftleeren Raum ansiedeln, stehen Darstellungen gegenüber, die mit dichtem Liniengewirr – typisch für Flora ab den späten 1960er Jahren – Raum andeuten und Atmosphären beschreiben.

Mit dieser Präsentation würdigt die Galerie im Taxispalais Paul Flora nicht nur als Initiator des Österreichischen Grafikwettbewerbs, sondern auch als jahrelangen unermüdlichen Motor des Innsbrucker Kulturlebens, das ihm viel zu verdanken hat. 1964 war er Gründungsmitglied des Kuratoriums der Galerie im Taxispalais, das sich zum Ziel setzte, eine "Informationsgalerie mit überregionalem Programm" zu sein. So ist diese kleine Ausstellung auch ein großes Dankeschön an einen Künstler, der stets über die Berge hinweg woanders hin blickte, die internationale Kunstszene im Visier hatte und sie in Innsbruck heimisch zu machen suchte.


Paul Flora und der
1. Österreichische Grafikwettbewerb 1952

5. bis 20. September 2009