Kunst und Alchemie

Zum ersten Mal in Deutschland wird mit einer alle Epochen und Gattungen übergreifenden Ausstellung die Verbindung von Kunst und Alchemie in Vergangenheit und Gegenwart vorgestellt. 250 Werke von der Antike über den Barock und Surrealismus bis hin zur zeitgenössischen Kunst aus Sammlungen und Museen in den USA, Großbritannien, Frankreich, Mexiko und Israel zeigen, welche Faszination die Alchemie auf viele bildende Künstler ausübte.

So fordern in der Ausstellung u.a. Joseph Beuys, Jan Brueghel d.Ä., Lucas Cranach d. Ä., Max Ernst. Hendrick Goltzius, Rebecca Horn, Anish Kapoor, Yves Klein, Sigmar Polke, Rembrandt van Rijn, Peter Paul Rubens oder David Teniers d.J. dazu auf, das Geheimnis der Verwandlung zu ergründen. Die Alchemie wurde stets im Verborgenen betrieben, doch war sie bis ins 18. Jahrhundert keine Randerscheinung: Persönlichkeiten wie Paracelsus, Isaac Newton und Johann Wolfgang von Goethe waren auch Alchemisten. Erst im Zeitalter der Aufklärung wurde sie verdrängt und mit Okkultismus, Hexerei und Aberglauben vermischt, bis sie mit der Psychoanalyse des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu neuem Leben erwachte.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Bereiche: die vormoderne Kunst, v.a. des 16. und 17. Jahrhunderts und die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. In der Vormoderne beanspruchten Künstler und Alchemisten, die Natur nicht nur nachahmen zu können, sondern gar zu perfektionieren. In der Schau stellen Naturabgüsse von Bernard Palissy und Wenzel Jamnitzer Beispiele hierfür dar: Eidechsen und anderes Getier, das wie lebendig wirkt, aber in edlem Metall oder in Keramik wie Versteinerungen verewigt wurde. Dass Künstler und Alchemisten auch in Konkurrenz zueinander standen, zeigt der Niederländer Adriaen van Ostade mit dem Gemälde des Labors eines an der Goldherstellung gescheiterten Alchemisten.

Es sind aber auch Werke zu sehen, in denen die Alchemie positiv dargestellt ist: Portraits von Rubens und David Teniers d. J., allegorische Gemälde von Jan Brueghel d. Ä. und Hendrick Goltzius sowie drei Exemplare des "Splendor Solis", der am reichsten geschmückten Handschrift der Alchemiegeschichte. Erstmals öffentlich in Europa ausgestellt wird ein Originalmanuskript von Isaac Newton von der Chemical Heritage Foundation in Philadelphia.

Der moderne Teil setzt mit dem Surrealismus ein. Wiederholt hat z.B. Max Ernst das Thema der "Chymischen Hochzeit" aufgegriffen. Ein besonderes Highlight ist das Gemälde "Erschaffung der Vögel", ein Schlüsselwerk der Surrealistin Remedios Varo. Auch in den präsentierten Arbeiten von Rebecca Horn ist das Androgyn ein wichtiges Thema. Von Joseph Beuys werden Skulpturen, Zeichnungen und Collagen sowie eine Film- und Fotodokumentation zur documenta-Aktion 1982 gezeigt. Darüber hinaus wird Anish Kapoor vertreten sein, der mit farbintensiven Pigmenten arbeitete. Weitere ausgewählte Arbeiten stammen von zeitgenössischen Künstlern wie Anselm Kiefer, Yves Klein, Alicja Kwade, Sigmar Polke, Neo Rauch und Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger.

Die Schau wurde in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe "Art and Knowledge in PreModern Europe" am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin und mit einer Gruppe von Experten um die Chemical Heritage Foundation erarbeitet, die zahlreiche Leihgaben zur Verfügung stellt. Eine Kunst- und Wunderkammer mit kuriosen und exotischen Kostbarkeiten aus Flora und Fauna lädt zum Erkunden ein. Integriert in die Schau sind ebenfalls eine Alchemistenküche und eine Farbwerkstatt. Für die Ausstellung wurde ein Atelier für Kinder eingerichtet, in dem Farben, ihre Ausgangsstoffe und die Herstellung untersucht werden.

Kunst und Alchemie
Das Geheimnis der Verwandlung
5. April bis 10. August 2014