„Zeitweiligkeit“ - Egmont Hartwig in der Feldkircher Villa Claudia

Die nächste Ausstellung von KunstVorarlberg in der Feldkircher Villa Claudia ist dem 1973 in Groningen (Niederlande) geborenen und heute in Dornbirn lebenden und arbeitenden Maler Egmont Hartwig gewidmet. Hartwig malt zwar auch abstrakte Bilder, aber der Schwerpunkt liegt in der Figuration, wobei er sich auf die genaue Abbildung von Dingen konzentriert, die zwar seinem unmittelbaren Lebensumfeld entnommen sind, aber als Motiv in der Kunst nicht alltäglich sind.

Der Künstler übertitelt seine Schau in der Villa Claudia mit „Zeitweiligkeiten“, womit etwas bezeichnet ist, das nur für eine bestimmte Zeit, nur vorübergehend gültig ist. Angesprochen ist damit also das Vergängliche, respektive auf die Malerei bezogen das Vanitasstillleben. Womit sich der Künstler in die Nachfolge der klassischen niederländischen Meister begibt, die vor allem in der Barockzeit die Darstellung lebloser Gegenstände durch Sinnbilder der Vergänglichkeit ergänzt hatten.

Wie Egmont Hartwig wissen läßt, hat ihn der Stillleben-Stil schon immer fasziniert. Er schätze beispielsweise den flämisch-niederländischen Maler Pieter Claesz (1596/1597-1661), dessen als neuartig angesehenen Bildkonstruktionen ihn zu einem der innovativsten Stilllebenmaler machten. Keramische und metallene Gefäße gaben Claesz Gelegenheit zu virtuosen Materialeffekten. Über die vordere Tischkante hinausragende oder herunterhängende Gegenstände erzeugten Nahsichtigkeit, eine in den Hintergrund führende Tischkante räumliche Tiefe.

Das Malen von Stillleben hat Hartwig anfangs dazu gedient, Techniken zu erlernen, aber im Laufe der Zeit habe er sich immer mehr davon angezogen und gefesselt gefühlt. In diesem Zusammenhang seien auch seine eigenen Bilder immer detailreicher geworden.

Die Einzelausstellung, die Kunstvorarlberg Egmont Hartwig in der Villa Claudia widmet, zeichnet den malerischen Output des Künstler in den vergangenen zehn Jahren querschnittartig nach. Den Ausgangspunkt dazu bilden zunächst eher traditionell gehaltene Stillleben-Gemälde, wenngleich die Themen und Motive unkonventionell sind. Häufig sind es persönliche Besitztümer oder Gegenstände, die für den Künstler einen besonderen Wert haben, die visualisiert werden oder eine bestimmte Idee vermitteln sollen. So kann etwa auch ein in einer Wand immer stärker werdender Riß zu nichts Anderem als einem Verweis auf die Vergänglichkeit und somit ein Vanitas-Element werden.

Bei den jüngeren Bildern der Serie gewinnen die Hintergründe immer mehr an Prominenz und Wichtigkeit. Schließlich erstrecken sich die gemalten Wände über die gesamte Leinwand hinweg und die Objekte verschwinden fast vollständig aus den Bildkompositionen. Die markante Darstellung von Wänden über den gesamten Bildraum soll laut Hartwig letztlich auch dazu dienen, den Arbeiten ein gewisses Maß an Abstraktion zu verleihen. Letztlich sind es nur noch kleine Elemente, wie etwa ein kleines Stückchen Klebeband, ein Wassertropfen oder ein paar leere Polaroid-Rähmchen, die vom Stillleben übrig bleiben.

Wie Hartwig, der unter anderem an der Kunstakademie Enschede, der Hochschule für Kunst in Utrecht und am California College for the Arts in den USA studiert hat und zur Umsetzung seiner Bilder vor allem Ölfarben einsetzt, betont, stelle für ihn Realismus nicht nur eine Abbildung der Realität und der Welt um uns herum dar, sondern es sei für ihn eine eigentliche Suche nach dem "Realen". Hartwig: „Die Oberfläche der Dinge ist oberflächlich, Realismus ist eine Erkundung des Subtextes, um nach einer Annäherung an das ‚Reale‘ zu suchen. Annäherung, während wir das schwer fassbare Wesen der Dinge nie vollständig erfassen können.“ Und trotz allen Anscheins strebe er nicht nach Perfektion, nach Fotorealismus oder Hyperrealismus. Es sei eher eine Untersuchung der Form, die regelmäßig aus dem Ruder laufe.

Egmont Hartwig: Zeitweiligkeit
Kunstvorarlberg, Villa Claudia, Feldkirch
13. September bis 6. Oktober 2024
Eröffnung: 12. September, 19.00 Uhr
Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 u.15-18