Zwei Wiener Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts

Das Leopold Museum widmet seine aktuelle Ausstellung Ernestine Rotter-Peters und Éva Nagy. Das Werk beider Künstlerinnen entsteht im 20. Jahrhundert, der Lebensmittelpunkt ist Wien. Bis 27. April 2008 werden 65 Gemälde und Grafiken von Ernestine Rotter-Peters und 50 Werke von Éva Nagy gezeigt.

Während Rotter-Peters 1899, rund 20 Jahre vor Éva Nagy in Wien geboren wurde, kommt die 1921 in Siebenbürgen geborene Nagy erst nach turbulenten von Flucht und Exil geprägten Jahren 1957 endgültig nach Wien. Die beeindruckende Kreativität der beiden Künstlerinnen, die Bedeutung der Graphik innerhalb ihres Schaffens und das von realistischen und abstrakten Tendenzen gleichermaßen beeinflusste Oeuvre erzeugen eine spannungsgeladene Gegenüberstellung. Die Schau zeigt zwei höchst eigenständige Wege im vielfältigen Spektrum der österreichischen Kunst des vergangenen Jahrhunderts.

Ernestine Rotter-Peters (1899 – 1984) hinterließ ein sieben Jahrzehnte umfassendes künstlerisches Werk, das erstmals in diesem Umfang der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Ihre Bildsprache blieb stets dem Gegenständlichen verpflichtet. Von höchster technischer Raffinesse sind ihre Druckgraphiken, die bis in die 1980er Jahre von einem wachen Geist und einem hintergründigen Humor getragen sind. Gegenstand ihrer Beobachtung waren immer wieder Menschen und ihre Schwächen, daneben entstanden zahlreiche Motive aus der Natur, Märchen und Legenden. Dabei mischen sich zunehmend in spannender Gegenüberstellung Sichtbares, Vergangenes und Übersinnliches zu komplexen Bilderfindungen.

Éva Nagy (1921 – 2003) hatte bereits in Ungarn ein Kunststudium abgeschlossen, als sie 1957 nach Wien emigrieren musste. Hier setzte sie ihre Studien an der Akademie unter Albert Paris Gütersloh fort. Diese erste Retrospektive in Österreich zeigt ihr malerisches und zeichnerisches Werk, das zwischen Realismus und Abstraktion steht. Ihre Figuren ordnete sie zunehmend einer kubisch geordneten Flächengliederung unter. Inhaltlich beschäftigte sie sich zeitlebens mit Sinnfragen, dem Eingebundensein des Menschen in eine oft nicht zu verstehende Welt. In ihrem figurativen Spätwerk scheint eine innere Ruhe durch, die sich auch in einer sicheren Beherrschung verschiedenster graphischer Techniken manifestiert.


Ernestine Rotter-Peters und Éva Nagy
Zwei Wiener Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts
29. Februar bis 27. April 2008