Zadrazil-Retrospektive im Essl Museum

Die Retrospektive Franz Zadrazil im Essl Museum wird mit über 60 Werken einen neuen, frischen Blick auf das Werk des 2005 verstorbenen österreichischen Malers werfen. Neben Malerei aus den Jahren 1977 bis 2004 wird ein großes Konvolut an Schwarzweiß-Fotografien und ein experimenteller Film Zadrazils aus den 1970er Jahren präsentiert. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit Zadrazils Frau, der Künstlerin Andrea Kasamas eingerichtet, sie fungiert auch als Hauptleihgeberin.

Die Bekanntheit des Werks Zadrazils ist zumeist vor allem auf seine realistische Malerei alter Wiener Häuserfassaden reduziert und soll nun um neue Sichtweisen erweitert werden. In der Retrospektive im Essl Museum werden daher erstmals Arbeiten aus den letzten Jahre zu sehen sein, in denen sich der Künstler motivisch mit dem Verfall von genieteten Metallreklameschildern auseinandersetzte. Franz Zadrazil hat Ende der 1960er Jahre neben seiner Anstellung bei der österreichischen Post an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Rudolf Hausner Malerei studiert. Schon während des Studiums beginnt er sich für Hausfassaden als Motive seiner Malerei zu interessieren, dies wird ein Grundthema für das gesamte Ouevre.

Er wird zu einem realistischen Maler mit großem handwerklichen und maltechnischen Können. Seine Motive findet Zadrazil in den ersten Jahren noch verstärkt in seiner Heimatstadt Wien, später aber auch in Paris und vor allem in New York, das er häufiger besucht. Zadrazil betätigt sich als Stadterkunder auf der Suche nach Verschwindendem, Emblemen des Verfalls, Häusern mit Geschichte; Geschichte im Sinne von Erlebtem, das sich in Abnutzung zeigt. Das heißt, das Auge des Künstlers sucht nicht die "Vorderseite" der Stadt, die historisch-touristisch relevanten Gebäude, sondern sucht die Viertel, wo gewohnt wird, wo Investoren Häuser noch nicht renoviert und ihren Fassaden das Gesicht genommen haben. Diese Motive, die Zadrazil fotografiert, erzählen viel über die Stadt und ihre Bewohner, aber auch über das Auge des Künstlers, der einen Blick hat für eigenwillig seltsame, manchmal skurrile und kuriose Orte des urbanen Lebens.

Zur Ausstellung wird ein Katalog mit ca. 160 Seiten erscheinen mit einem Vorwort von Agnes Essl und Texten von Andreas Hoffer, Peter Huemer und Angela Stief. Der Textteil wird durch reichhaltiges Bildmaterial mit Werkabbildungen, Künstlerportraits, Fotos aus dem Atelier Zadrazils und Schwarzweiß-Fotos Zadrazils aus Wien, New York und Paris ergänzt.

Franz Zadrazil - Wien Paris New York
30. Mai bis 28. Oktober 2012