Wo ist die neue Form für den neuen Inhalt?

Das Käthe Kollwitz Museum Köln öffnet seine Graphik-Schubladen für eine rund 40 Arbeiten umfassende Schau, die auf spannende Weise den für Kollwitz elementaren Zusammenhang von Medium und Motiv nachvollziehbar macht. Präsentiert werden vor allem äußerst seltene Zustandsdrucke in allen von ihr verwandten Techniken – von der Radierung über die Lithographie bis zum Holzschnitt.

Die Auflagen der Druckgraphikerin Käthe Kollwitz sind weltweit einem großen Publikum bekannt. Doch darüber hinaus existieren zahlreiche Probedrucke – viele davon Einzelexemplare – mit denen sie die schrittweise Entwicklung eines Motivs über verschiedene Stadien hinweg dokumentierte.

Die Frage nach einer dem Inhalt angemessenen Form stellte sich die Künstlerin vor allem gegen Ende des Ersten Weltkrieges. Fast keine Druckgraphik entstand während der erschütternden Kriegserlebnisse, was ihre Ratlosigkeit in diesem Punkt belegt. Erst nach Kriegsende macht sie sich wieder auf die Suche nach der "richtigen" Technik. So arbeitete sie sich bei dem Gedenkblatt für Karl Liebknecht, dessen Ermordung sich am 19. Januar jährt, oder den Blättern der Folge Krieg über zum Teil mehrere Jahre förmlich an allen Techniken ab, dem Tief-, Flach- und Hochdruck, ehe sie zu einer endgültigen Fassung fand.

Die in diesem Prozess entstandenen Zustandsdrucke bilden einen Sammlungsschwerpunkt des Kölner Kollwitz Museums. Die Arbeitsweise der Künstlerin zu erforschen und für Besucher nicht nur nachvollziehbar, sondern wirklich erfahrbar zu machen, betrachtet das Museum als eine seiner wichtigsten Aufgaben. Zu diesem Zweck sind über Jahre hinweg aus aller Welt Zustandsreihen in allen Techniken zusammengeführt worden, die nun erstmals in dieser Gänze zu sehen sein werden.

Durch die spannende Nebeneinanderreihung der Zustände, die dadurch ersichtlichen Verwerfungen und Hinzufügungen, die Veränderungen im Ausdruck, die sich durch unterschiedliche Techniken ergeben – durch all dies erschließt sich dem Besucher das endgültige Werk der Künstlerin in seiner ganzen Tiefe.

Wo ist die neue Form für den neuen Inhalt?
Der Zusammenhang von Technik und Motiv
im Werk von Käthe Kollwitz
12. Januar bis 25. März 2012