Wiebke Siem - Das maximale Minimum

Die deutsche Künstlerin Wiebke Siem wurde in den 1990er-Jahren mit raumgreifenden Installationen bekannt, in denen sie Alltagsdinge wie Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen oder Spielzeug verfremdete oder in überdimensionierte Objekte übersetzte. Aus Möbelstücken, häuslich konnotierten Gegenständen und Materialien sowie marionettenartigen Figuren entstehen psychologisch aufgeladene, ebenso beklemmende wie humorvolle Installationen, die Fragen nach gesellschaftlichen Rollenbildern aufwerfen.

Siem bedient sich in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder einer Formensprache und Präsentationsweise, die auf den Kontext ethnologischer Sammlungen verweisen. Damit kommentiert sie die problematischen Strategien, die in der Moderne bei der Aneignung außereuropäischer Kunst verfolgt wurden. Neben motivischen Anleihen aus der Kunst- und Kulturgeschichte spielt die kritische Auseinandersetzung mit den Mechanismen des männlich dominierten Kunstbetriebs eine wichtige Rolle in Siems Schaffen.

Nicht zuletzt diese Themenstellungen, die die Künstlerin von Beginn an konsequent verfolgt und für die sie immer wieder neue Ausdrucksformen findet, machen ihr Werk heute aktueller denn je. Wiebke Siems Schaffen in die gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurse zu kultureller Aneignung, den Umgang mit Geschlechterrollen einzubeziehen und ihm zu größerer internationaler Bekanntheit zu verhelfen, ist erklärtes Ziel dieses Ausstellungsprojektes, welches in Kooperation von Museen aus drei Ländern entstanden ist. Das Kunstmuseum Den Haag und das Museum der Moderne Salzburg zeigen mit dieser Präsentation die jeweils erste Einzelausstellung der Künstlerin in den Niederlanden und Österreich, die in enger Zusammenarbeit mit ihr entstand. Als dritter Partner, der die Personale beherbergen wird, wurde das Kunstmuseum Bonn gewonnen.

Die Ausstellung bietet einen Überblick über das plastische Werk der Künstlerin von den 1980er-Jahren bis heute, inszeniert als zu durchschreitende Raumfolge zwischen Installation und Bühnenbild. Eigens für die Ausstellung hat die Künstlerin die interaktive Installation "Der Traum der Dinge" (2016/2022) erweitert. Im Zentrum der Schau stehen die Rauminstallationen "Sonntag" (2006), "Niema tego złego coby na dobry nie wyzło" (2007) und "Die Fälscherin" (2008–09). Der bedeutende Werkkomplex der vier Werkgruppen wird durch die "4. Werkgruppe" (1995–97) repräsentiert, die durch den in der Mitte liegenden übergroßen Teppich mit den späteren häuslichen Szenerien korrespondiert. Hinzu kommt eine Auswahl von rund 25 weiteren Einzelobjekten und Installationen.

Wiebke Siem
Das maximale Minimum
Kurator:innen: Lena Nievers, Thorsten Sadowsky
Bis 12. März 2023