Westernhelden, Polizisten, Soldaten: Zum 100. Geburtstag von Richard Widmark

15. Dezember 2014 Walter Gasperi
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Am 26. Dezember wäre Richard Widmark 100 Jahre alt geworden. Mit Rollen in Krimis, Kriegsfilmen, Western und Abenteuerfilmen wurde er berühmt, für Liebesgeschichten, Komödien und Musicals eignete sich der am 24. März 2008 verstorbene Schauspieler dagegen kaum.

Die Karriere von Richard Widmark entwickelte sich nicht langsam, sondern mit seinem ersten Film katapultierte er sich schon ins Bewusstsein der Öffentlichkeit: Für die Verkörperung des psychopathischen Killers in Henry Hathaways "Kiss of Death" ("Der Todeskuss", 1947) gewann er nicht nur sogleich den 1948 erstmals vergebenen Golden Globe als bester Nachwuchsdarsteller, sondern erhielt auch eine Oscar-Nominierung – eine weitere wird nicht folgen.

33 Jahre war der am 26. Dezember 1914 als Sohn eines schwedischen Einwanderers und dessen Frau in Sunrise, Minnesota geborene Widmark zum Zeitpunkt dieses fulminanten Debüts schon. Vorausgegangen war dem Start dieser Filmkarriere schon ein Studium in Philosophie und dramatischer Kunst, sowie eine Promotion in Politikwissenschaften.

Von 1938 an arbeitete er als Radiosprecher, 1943 debütierte er am Broadway, spielte vor allem jugendliche Rollen, ehe er mit "Kiss of Death" zum Film wechselte. In über 70 Hollywoodfilmen spielte er bis 1991, doch von der Glamourwelt der Filmmetropole hielt er nicht viel.

Für die Darstellung von Liebhabern eignete sich Widmark kaum, auch in Komödien wurde er kaum eingesetzt, doch in harten Männerrollen brillierte er in allen Genres. Anknüpfend an sein Debüt spielte er zunächst Gangster nicht nur in dem wie "Kiss of Death" halbdokumentarischen Krimi "The Street With No Name" ("Straße ohne Namen"; William Keighley, 1948), sondern auch in William Wellmans Western "Yellow Sky" ("Herrin der toten Stadt", 1948).

Mit der Verkörperung eines Seuchenarztes in Elia Kazans "Panic in the Streets" ("Unter Geheimbefehl", 1950) gelang Widmark der Sprung auf die Seite der Helden, doch strahlend sind seine Figuren selten, öfter gebrochen, verzweifelt.

Da muss er in "Backlash" ("Das Geheimnis der fünf Gräber"; John Sturges, 1956) erkennen, dass der Mann, den er jagt, sein eigener Vater ist, und in "The Last Wagon" ("Der letzte Wagen"; Delmer Daves, 1956) erschießt er als bei den Comanchen aufgewachsener Weißer am Beginn aus dem Hinterhalt einen Verfolger.

Privatleben haben Widmarks Figuren nur selten, vielfach sind sie fast zur Gänze auf den Beruf reduziert: Soldaten in den Kriegsfilmen "Halls of Montezuma" ("Okinawa", Lewis Milestone, 1951) oder "The Frogmen" ("Froschmänner", Lloyd Bacon, 1951), der Offizier eines Walfangschiffes in "Down to the Sea in Ships" ("Seemannslos"; Henry Hathaway, 1949) oder der Leiter einer Gruppe von Feuerwehrmännern, die mit Fallschirmen in Waldbrandgebieten abspringen in "The Red Skies of Montana" ("Die Feuerspringer von Montana", Joseph M. Newman, 1952).

Nach diesen frühen Rollen sieht man ab Mitte der 1950er Jahre Widmark aber immer häufiger und vorwiegend in Western. Zu seinen stärksten Filmen gehören hier John Fords melancholischer "Two Rode Together" ("Zwei ritten zusammen", 1960) und "Cheyenne Autums" ("Cheyenne", 1963) oder Widmarks Lieblingsfilm "When the Legends Die" ("Die Legende vom Killer Tom", Stuart Miller, 1972).

In den 70er Jahren kehrte der Star, der im Gegensatz zu seinen gewalttätigen Figuren Waffen verabscheute und sich gegen ein liberales Waffengesetz in den USA aussprach, mit der Verkörperung eines skrupellosen Kindesentführers in der All-Star Agatha-Christie-Verfilmung "Murder on the Orient Express" ("Mord im Orient-Express"; Sidney Lumet, 1974) oder eines verbrecherischen Arztes im Krankenhausthriller "Coma" (Michael Crichton, 1977) zu seinen Gangsterrollen aus den Anfängen seiner Karriere zurück.

Zum letzten Mal stand Widmark 1991 für Herbert Ross´ Politthriller "True Colours" ("Der Preis der Macht") vor der Kamera. Am 24. März 2008 starb er im Alter von 93 Jahren auf seiner Farm in Roxbury, Connecticut.

Trailer zu "Kiss of Death"