Westafrikanische Fotografie heute

In der westlichen Kunstwelt werden seit den 1990er Jahren Fotografinnen und Fotografen vor allem aus Südafrika, zunehmend aber auch aus den westafrikanischen Ländern Senegal und aus Mali mit Aufmerksamkeit wahrgenommen. Insbesondere in den Metropolen Dakar und Bamako hat sich eine lebendige Fotografenszene entlang der Genres der "Straßen-", Presse- und "Studiofotografie" mit eigenen Bildtraditionen und Ästhetiken entwickelt.

Die Studiofotografie erfüllt bis heute eine wichtige soziale Funktion, das Posieren vor der Kamera und die Fotos im Album sind visuelles Gedächtnis und Herzstück einer ganz eigenen Ästhetik. Die Straßenfotografie entwickelte sich in den 1960er Jahren in Mali im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung und hielt zunächst die Aufbruchstimmung dieser Epoche fest. Auch andere Formen der Dokumentarfotografie spielen eine große gesellschaftliche Rolle, als Informationsvermittlung für Leseunkundige beispielsweise, aber auch bei der Weitergabe von Überlieferungen und Erzählungen. Für diese "angewandten" Bereiche der Fotografie gibt es einen eigenen Markt.

Für eine künstlerische Fotografie nach westlichem Vorbild gibt es vor Ort nur wenige Ausbildungs- und Finanzierungsstrukturen. Fotokunst-Projekte entstehen daher oftmals in einem internationalen Rahmen, was die Künstlerinnen und Künstler wiederum in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Erwartungen arbeiten lässt, den eigenen Traditionen und Ansprüchen auf der einen und denen des westlichen Kunstmarktes auf der anderen Seite gerecht zu werden. Dieser westliche Kunstmarkt freilich ist u.a. über zwei regelmäßige Kunstmessen, die seit den 1990er Jahren stattfinden, angekommen: In Bamako die Biennale der Fotografie (1994-2011), in Dakar die Dak’Art, die ebenfalls alle zwei Jahre stattfindet.

Nach zwei Ausstellungen, die südafrikanische Fotografie im Stadthaus vorgestellt haben, folgt nun der Blick in den Westen des Kontinents. Es werden fotokünstlerische Positionen aus dem Senegal und aus Mali vorgestellt und darüber hinaus werden die Fotografinnen und Fotografen selbst in ausführlichen Interviews zu Wort kommen, in denen sie auch über ihre Position zwischen dem westlichen Kunstmarkt und ihren eigenen Traditionen in einer zunehmend globalisierten Welt reflektieren und ihre Werke kommentieren. Aus Bamako werden Emmanuel Bakary Daou, Fatoumata Diabaté (auch Dakar), Harandane Dicko, Malick Sidibé und Amdou Sow in der Ausstellung vertreten sein, aus Dakar Malika Diagana, Omar Victor Diop, Elise Fitte-Duval, Mamadou Gomis, Angélina Nwachukwu, Boubacar Touré Mandemory, Djibril Sy und Ibrahima Thiam.


Bamako - Dakar
Westafrikanische Fotografie heute
19. September bis 23. November 2014