Wer bin ich ...

16. September 2017 Bernhard Sandbichler
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... und wenn ja, wie viele? Das ist eine schon ältere Frage. Sie wurde mit Charme beantwortet (Darm), mit Umwelteinflüssen aufgefettet (Gene), mit sechs Fragen aufgepeppt (Gehirn).

  • Achse 1: Diagnose
    Die Verbindung unserer Existenz mit der Biologie steht außer Zweifel. Gewichtet wird das verschieden: Mikrobiom im Darm, Genom in der Zelle, Konnektom im Hirn.
     
  • Achse 2: Prognose
    Alle drei Forschungsgebiete sind sehr zukunftsträchtig: Alles Leben ist Chemie - und doch so viel mehr als rein das.
     
  • Achse 3: Entwicklung
    Über Generationen galt der Lebenszyklus: Geburt, Körperbeherrschung, Erleben, Sterben. Derzeit ist die Menschheit im Begriff, Werkzeuge zu entdecken, mit denen sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen kann. Was wir aus uns machen, ist unsere Entscheidung.
     
  • Achse 4: Intelligenz
    Die Informanten beherrschen ihr Handwerk: die eine ist Science Slam-Preisträgerin (Giulia Enders), die andern Pop-Neuro-Wissenschafter (David Eagleman) bzw. Mediziner und Pulitzer-Preisträger (Siddhartha Mukherjee).
     
  • Achse 5+6: Körper+PsycheWieder einmal untrennbar verknüpft: Plastizität gilt für alle diese drei Komponenten: Anpassung im positiven wie negativen Sinn. Aktivität und Passivität sind das Movens dieser Plastizität.
     
  • Achse 7: Alltag
    "Wir sind so sehr in unserer Wirklichkeit gefangen, dass wir gar nicht bemerken, dass wir gefangen sind", sagt Eagleman. "Natürlich ist die Welt farbig, natürlich funktioniert mein Gedächtnis wie eine Videokamera, natürlich weiß ich, warum ich manche Dinge glaube." Natürlich sind das die falschen Antworten.
     

David Eagleman: The Brain. Die Geschichte von dir. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. München: Pantheon 2017, 224 Seiten, EUR 23,70

Siddhartha Mukherjee: Das Gen. Eine sehr persönliche Geschichte. Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. Frankfurt /M.: S. Fischer 2017, 768 Seiten, EUR 26,80