Wege zur Selbstverständlichkeit

Einige Dekaden lang waren Frauen fast gezwungen, sich vornehmlich mit Frauenthemen, mit der Thematisierung ihrer eigenen Situation in der Kunst und in der Welt eine (feministische) Stimme in der zeitgenössischen Kunst zu verschaffen. Nur so, mit intensiver Selbstreflexion und Machtanalyse, hatten sie eine Chance, wahrgenommen zu werden.

Deshalb ist Frauenkunst der vergangenen 30 bis 40 Jahre so stark mit den Begriffen Identität und Gender verbunden. Stellvertretend dafür können KünstlerInnen wie Valie Export, Cindy Sherman oder Rosemarie Trockel genannt werden. Die Ausstellung »Wege zur Selbstverständlichkeit - Set 4 aus der Sammlung des Fotomuseum Winterthur« will nun mit feiner Glocke den Alltag einläuten.

Sie stellt eine Reihe von Frauen in einer gemeinsamen Ausstellung vor, schafft in diesem Sinne nochmals einen gemeinsamen rhetorischen Rahmen, jedoch werden Generationen, Formate, Haltungen und Herangehensweisen gemischt, und die ausgestellten Werke kreisen nicht mehr nur um die genannten Felder, sie zeigen vielmehr neue, andere Wege auf, die heute von Frauen in selbstverständlicher Weise begangen werden.

In dieser Präsentation der Sammlung des Fotomuseum Winterthur, deren Fokus auf fotografischen Positionen seit den 1960er Jahren bis in die Gegenwart liegt, wird mit Werken von Annette Messager, Ulrike Ottinger und Marianne Müller der Blick in die zuweilen provokanten und rhetorischen Zeiten der Anerkennung einer weiblichen Stimme im Ausstellungswesen geschlagen, um im selben Raum in den Arbeiten von Künstlerinnen wie Suky Best, Tacita Dean und Martha Rosler die Differenz von westlichen und östlichen Medienbildwelten zu untersuchen.

Als Regisseurinnen mit vorbestimmten Handlungsrahmen agieren Ann-Sofi Sidén und Pernilla Zettermann, das subjekthafte Eigenleben von Dingen heben Annika von Hausswolff, Antje Dorn, Andrea Gohl und Nanna Hänninen hervor. Bei Künstlerinnen wie Nan Goldin, Roni Horn, Valérie Jouve, Annette Kisling, Leonore Mau, Elisabeth Neudörfl oder Yoshiko Seino entfalten Orte und Plätze ein jeweils sehr spezifisches Flair, das in hohem Mass von psychologischen Momenten und erzählerischen Formen getragen wird.


Zur Ausstellung erscheint das Sammlungsheft »Set 4«.
Kurator der Ausstellung ist Thomas Seelig.

Wege zur Selbstverständlichkeit
Set 4 aus der Sammlung des Fotomuseum Winterthur
3. März bis 14. Oktober 2007