Wasserkraft - Von der Stromsinfonie bis zur Gletschermilch

Insgesamt 85 Künstler:innen setzten sich im Rahmen eines von den Vorarlberger Illwerken aufgrund des Hundertjahr-Jubiläums ausgeschriebenen Kunstwettbewerbs auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema "Wasserkraft" auseinander. Grüne, erneuerbare Energie, Elektromobilität, Nachhaltigkeit, smarte Netztechnologien sind nur einige Schlagworte in diesem Zusammenhang. Zwölf Beiträge kamen auf eine Shortlist, aus denen wiederum die vier Siegerarbeiten gekürt würden. Sämtliche Werke der Shortlist sind noch bis 9. August im Kunstforum Montafon (KFM) im Schruns zu bestaunen.     

Den ersten Platz und damit den Siegerscheck in Höhe von 5'000 Euro konnte sich übrigens der Osttiroler Künstler Otmar Eder mit seiner zweiteiligen Arbeit "Wasserkraft – Gletschermilch“ sichern, die sich aus einer Graphitstiftzeichnung auf Papier und einem Pigmentdruck im Gesamtausmass von 70 x 180 Zentimetern zusammensetzt. Den mit 4'000 Euro dotierten zweiten Rang teilen sich Vater und Tochter Georg und Klara Vith mit dem Leporello "Stillstand“, das die Druckrohrleitung am Golm, in eine Waagrechte verwandelt, visualisiert. Laut KFM-Chef Roland Haas ein "Heimspiel für Künstler Georg Vith“, der in Latschau aufgewachsen sei. Mit dem Werk „Spectres“, das einen wissenschaftlich-biologischen Zugang aufzeigt, folgt die Röthner Künstlerin Sarah Bildstein auf Position drei. Sie durfte immerhin noch 3'000 Euro mit nach Hause nehmen. Und die 2'000 Euro für den vierten Platz gingen an die in Wien lebende und arbeitende Künstlerin Evamaria Müller für ihre Sound-Installation "Strom-Symphonie“.

Die Preisgelder in der Höhe von insgesamt 14'000 Eure wurden zur Gänze von der Illwerke VKW gestiftet. 

Das KFM hat schon zu früheren Zeiten ingesamt fünf Kunstwettbewerbe ausgelobt. Der letzte liegt allerdings bereits zwölf Jahre zurück. Damals ging es um den Begriff "Licht“ im Zusammenhang mit der Abschaffung der klassischen Glühbirne. Im Vorwort des Katalogs, der anlässlich der „Wasserkraft“-Schau erschienen ist, schreibt Roland Haas: "Um heutzutage einen zeitgemäßen Kunstwettbewerb auszurichten und professionell abzuwickeln, braucht es neben dem nötigen Know-How und guten Mitarbeiter:innen vor allem eines: ein sattes Budget! Daran hat es lange gemangelt. Als mich jedoch Michael Kasper (damals noch Direktor der Montafoner Museen, seit Februar amtet er als Direktor des Vorarlberg Museums in Bregenz) vor ca. zwei Jahren darauf aufmerksam machte, welches interessante Jubiläum es 2024 geben werde, war ich sofort allert. Schon oft haben sich Kooperationen mit dem Heimatmuseum Schruns ergeben, wenn es dort interessante Themen gab, auf die wir im Kunstforum mit zeitgenössischer Kunst reagieren konnten." Ihn selbst verbinde seit seiner Kindheit sehr viel mit den Illwerken, sei doch sei Vater Friedl Haas jahrzehntelang Leiter der Hochbauabteilung des Energieunternehmens gewesen. 

Die Sieger-Projekte

Der im Schweizer Kanton Thurgau lebende und aus Osttirol stammende Wettbewerbsgewinner Othmar Eder ist im Land kein Unbekannter. Er war bereits Preisträger eines früheren Wettbewerbs des KFMs, war Teilnehmer am Silvrettatelier und partizipierte schon mehrfach bei Gruppenausstellungen im KFM. 

Ursprung für seine Zeichnung „Wasserkraft“ war ein altes Fund-Buch in Lissabon, wie er wissen lässt. Die für ihn interessantesten Abbildungen im Buch übertrug er in großformatige Zeichnungen, so auch „Wasserkraft“. Für den Pigmentdruck „Gletschermilch“ lieferte eine Fotografie, die er bei einer seiner Wanderungen rund um den Göschener Stausee gemacht hat, den Ausgangspunkt. Gletschermilch ist das Sediment, das aufgrund der abschmirgelnden Wirkung von Gletschereis entsteht. Eder über sein Siegerwerk: „Meine Darstellung von Gletschermilch in Verbindung mit Wasserkraft ist aber auch eine Metapher für die Vergänglichkeit und den Wandel, da Gletscher und damit auch die Gletschermilch durch den Klimawandel bedroht sind.“

Klara und Georg Vith übertiteln ihr prämiertes Werk mit „Stillstand“. Sie haben das zwischen Grüneck und Matschwitz sichtbar werdende Teilstück der Druckrohrleitung des Lünerseekraftwerkes fotografiert und digital auf Papier gedruckt. Statt die Fallhöhe zu dokumentieren, legten sie das Rohr aber in die Horizontale. Die beiden erklären: „Diese Arbeit erzeugt eine visuelle Umkehrung – die Landschaft biegt sich gleichsam um die Leitung. Das Le- porello bietet einen ununterbrochenen Lesefluss durch die Landschaft, der einem Panorama gleichkommt.“

Für das an die dritte Stellte gereihte „Gemälde“ mit dem Titel „Ill_ Spectres_2024“ der 1987 in Feldkirch geborenen Künstlerin Sarah Bildstein bilden die unterschiedlichen Konzentrationen an Stoffgemischen im Wasser der Ill die Grundlage für einen Farbschlüssel. Gemessene und mit Hilfe eines Pendels ermittelte Wasserwerte liefern dabei die Parameter für die Menge und Konzentration der im Gemälde verwendeten Tinte. 

Für ihre "Stromsinfonie“, einer Stereokomposition für Field Recordings, lässt die 1988 in Lustenau geborene Evamaria Müller, 4. Platz, die unterschiedlich brummenden und dröhnenden Texturen, aufgenommen am Rodundwerk und bei den Kraftwerken Klarenbrunn und Hochwuhr in einen Dialog mit dem Gurgeln, Schwällen, Schäumen und Brausen am Illspitz und bei der Milchhofbrücke in einen Dialog treten und sich zu einer dynamischen musikalischen Struktur verschränken. 

Die durch die Bank ebenfalls spannenden und sehenswerten weiteren Arbeiten, die in der "Wasserkraft“-Ausstellung im KFM zu sehen sind, stammen von Matthias Guido Braudisch, Klemens Cervenka, Julia Dorninger, Marbod Fritsch, Mathias Garnitschnig, Swetlana Heger, Edith Stauber sowie Martina Tscherni.


Wasser.Kraft         
Kunstforum Montafon, Schruns       
Sarah Bildstein | Matthias Guido Braudisch | Klemens Cervenka | Julia Dorninger | Othmar Eder | Marbod Fritsch | Mathias Garnitschnig | Swetlana Heger | Evamaria Müller | Edith Stauber | Martina Tscherni | Georg und Klara Vith       
Bis 9.8.       
Fr, 9.8., 19.00: Finissage und Katalogpräsentation       
Mi-Fr, So 16-18
https://kfm.at