Die Stromerzeugung aus Wasserkraft prägt die jüngere Geschichte Vorarlbergs und ist im europäischen Verbund unverzichtbar für die Energiewende. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Gründung der Vorarlberger Illwerke am 5. November 1924 gibt die Ausstellung Einblicke in visionäre Großprojekte, technische Meisterleistungen und enorme Anstrengungen zur Nutzung der wertvollen Ressource.
Die Ausstellung im Atrium des Vorarlberg Museums beleuchtet nicht nur den technischen Fortschritt, sondern zeigt auch die schwierigen Bedingungen beim Bau der Anlagen und die Auswirkungen auf die Landschaft in einer zuvor kaum erschlossenen Bergregion. Historisches Film- und Bildmaterial erzählt vom Bau der ersten Großprojekte, von wegweisenden Verträgen, von Zwangsarbeit und Widerstand.
Die Illwerke errichteten im Montafon insgesamt zehn Wasserkraftwerke, deren sichtbarste Zeichen die vier großen Stauseen sind: Vermuntstausee (Inbetriebnahme 1930), Silvrettastausee auf der Bielerhöhe (Fertigstellung 1951), Lünersee (1959) und Kopssee (1969). Der Stummfilm "Großkraft der Berge" des deutschen Filmemachers Anton Kutter dokumentiert in eindrucksvollen Bildern den mehrjährigen Bau des Vermuntwerkes in Partenen. Anfangs transportierten noch Säumer mit Pferden das Material zu den Baustellen, später waren völlig neue Verkehrswege nötig. Der Film kam 1931 in die Kinos.
Die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Baustellen waren enormen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Unsäglich war das Leid der Zwangsarbeiter, die meist in separaten Barackenlagern untergebracht waren. Harte Arbeit, extreme Witterungsbedingungen, schlechte Kleidung und Verpflegung sowie mangelhafte hygienische Verhältnisse prägten den Alltag. Fluchtversuche endeten oft mit schweren Strafen, der Einweisung in ein Konzentrationslager oder gar mit dem Tod der Flüchtlinge.
Der Bau größerer Kraftwerksanlagen und Stauseen erforderte beträchtliche Finanzmittel. Dafür suchte das Land Vorarlberg Partner im benachbarten Ausland. Nach langen Verhandlungen erfolgte im November 1924 die Gründung der Vorarlberger Illwerke Ges.m.b.H. Im Jahr 1927 wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Neben dem Land Vorarlberg waren auch Partner aus Süddeutschland beteiligt. Der "Landesvertrag 1926" war richtungsweisend. Darin wurde geregelt, dass die Kraftwerke dem Land nach achtzig Jahren wieder übertragen werden sollen – im sogenannten Heimfallsrecht. 1995 kaufte das Land sämtliche Aktien an und ist seither alleiniger Eigentümer. In der Folge verzichtete Vorarlberg auf das Heimfallsrecht. Die Illwerke zahlten dem Land eine jährliche Ablöse. Dadurch sind bis 2022 rund 190 Millionen Euro zugeflossen. Weitere Ablösen sind mit einer Summe von 383 Millionen Euro bewertet.
Unter Strom – 100 Jahre Energie aus Vorarlberg
21. September bis 17. November