Von der Entdeckung der Langsamkeit

Mit Bezug zur gleichzeitigen Ausstellung von Luzia Hürzeler, deren Videoarbeiten oftmals ausgesprochen langsame Veränderungen zeigen, wird die zeitgenössische Sammlung des Kunstmuseums Solothurn unter dem Fokus der Langsamkeit beleuchtet. Der Ausstellungstitel verdankt sich dem berühmten Buch "Die Entdeckung der Langsamkeit" (1983) von Sten Nadolny, das lange vor der vielzitierten "Entschleunigung" einen Gegenwert zur Dominanz des Schnellen postulierte.

Auch in der Gegenwartskunst häufen sich Werke, die langsame Prozesse reflektieren und nach einer entsprechend geduldigen Betrachtung rufen. Mit dem Thema der Langsamkeit wird die Zeit und ihr Ablauf befragt, das Veränderliche und Vergängliche, zuweilen aber auch die Dauer, wie sie uns im anhaltenden Wirken eines Werkes begegnen kann. Dass sich für die Darstellung zeitlicher Prozesse der Videofilm besonders eignet, ist naheliegend und zeigt sich in der Solothurner Sammlung an Beispielen von Silvie Defraoui und Shahryar Nashat. Langsamkeit lässt sich aber auch an (scheinbar) statischen Werken entdecken, etwa bei Roman Signers "Verdunsten" (1979/2003), dessen Veränderungsprozess wir nur aufgrund einer sich über Monate abzeichnenden Sandspur gewahren können.

Zuweilen wird die Langsamkeit auch am langwierigen Entstehungsprozess eines Kunstwerkes ablesbar, etwa bei den Zeichnungen von Christian Denzler und Ingo Giezendanner oder den Bildern von Jean Pfaff. Das Erleben der Langsamkeit führt letztlich zu einem Schauen, das der Zeit und ihren Spuren nicht mehr folgt, sondern sie verliert.

Von der Entdeckung der Langsamkeit
6. März bis 9. Mai 2010