Das Künstler-, Forscher- und Filmemacher:innen-Kollektiv Total Refusal interveniert in aktuelle Videospiele und schreibt Arbeiten über Games und Politik. Sie brechen mit konventionellen Spielabläufen, testen Grenzen, beobachten Protagonist:innen aus unbekannten Perspektiven und ergänzen die Storylines bekannter Blockbuster-Spiele um neue Aspekte.
Die Flucht in ferne, digitale Welten kann beunruhigender sein, als man annehmen würde. Das Künstler-, Forscher- und Filmemacher:innen-Kollektiv und "pseudo-marxistische Medienguerilla" Total Refusal interveniert in aktuelle Videospiele und schreibt Arbeiten über Games und Politik. Sie brechen mit konventionellen Spielabläufen, testen Grenzen, beobachten Protagonist:innen aus unbekannten Perspektiven und ergänzen die Storylines bekannter Blockbuster-Spiele um neue Aspekte.
In ihren Arbeiten recyceln sie die Bühnenbilder von Mainstream-Videospielen und schaffen politische Erzählungen in Form von Videos, Interventionen, Performances und Vorträgen. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, den schönen Schein der digitalen Hochglanzwelten als Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse zu demaskieren. Für seine Solo-Show inszeniert das Kollektiv drei Arbeiten großformatig und immersiv in den Räumen des Dock 20 in Lustenau. Entlang der Trias Schlaf – Arbeit – Freizeit (und von vorne!) tauchen die Besucher:innen ein in Videowelten zwischen Realität und Traum.
In ihren Werken bedienen sich die Mitglieder von Total Refusal nicht nur an den eigenen Erfahrungen. Für "Featherfall" (2020) sammelten sie Posts und Berichte anderer Gamer:innen über die Auswirkungen ihrer Zeit vor dem Bildschirm auf ihre Träume. In ihrem mehrfach ausgezeichneten Film "Hardly Working" (2022) erforschen sie die Mimese der Arbeit im Spiel anhand von NPCs. Non Playable Characters sind die Statist:innen jeden Videospiels, sie beleben die Welt, in der die Spieler:innen sich bewegen. Auf ihren Streifzügen durch das Spiel "Red Dead Redemption 2" porträtierten Total Refusal das karge, eintönige Leben von Handwerkern, Wäscherinnen und Trinkern und denken laut nach über das Verhältnis der Menschen zur Arbeit im 21. Jahrhundert.
Und gemäß dem Motto "Work hard, play hard!" lädt das Kollektiv ein in die neueste Arbeit, den "Club Stahlbad" (2023). Die Rauminstallation behandelt Rausch, Euphorie und Losgelöstheit – Gefühlszustände, die sich kaum simulieren und noch schwieriger programmieren lassen. Eine Hommage an das Fehlerhafte und Unvorhergesehene, in das die Ausstellungsbesucher:innen sich im Rhythmus künstlicher Partystimmung hineinziehen lassen dürfen.
Seit der Gründung im Jahr 2018 wurden Total Refusal mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Best Short Direction Award des Locarno Film Festival, dem Diagonale Filmpreis für die beste Kurzdoku, dem Förderpreis für Bildende Kunst des Landes Steiermark und dem Vimeo Staff Pick Award. Die Arbeiten wurden auf mehr als 250 Film- und Videofestivals wie dem Locarno Film Festival, der Berlinale, der Doc Fortnight im MOMA New York und der IDFA Amsterdam gezeigt und waren in verschiedenen Ausstellungsräumen wie der Architekturbiennale Venedig 2021, der HEK Basel und der Ars Electronica Linz zu sehen.
"Total Refusal" im Dock 20
Kunstraum und Sammlung Hollenstein
Laufzeit 4. Februar bis 13. Mai 2023
Eröffnung: 3. Februar 2023, 19 Uhr