Videorebellen

Das Video wurde von Künstlern der 1970er Jahre als Medium einer Bildproduktion alternativ zum Fernsehen entdeckt. Die Videokünstler Klaus vom Bruch, Marcel Odenbach und Ulrike Rosenbach gründeten ein gemeinsames Produktionsstudio und unternahmen den Versuch, ein alternatives Fernsehen auf Sendung zu bringen: von 1976 an produzierten sie Videos unter dem Label ATV, ab 1980 unter Videorebellen. Mit ihrem Wirken beeinflussten sie die Entwicklung des Mediums Video maßgeblich.

In den Loop einer Zewa-Soft Werbung für fliegende, wolkigweiche Taschentücher sind Filmbilder von Flugpiloten mit Lederkappe geschnitten. Dieses Bild des männlichen Piloten ist kontrastiert mit der Einblendung eines Selbstporträt Klaus vom Bruchs mit wehendem langem Haar. Die Piloten steuern jedoch nicht irgendwelche Flugzeuge, es sind die Bomber, die Hitler 1936 dem spanischen Putschisten Franco schickte. Mit wenigen prägnanten Mitteln erzeugten die Videorebellen bewegte Bilder, die den Betrachter heute noch irritieren.

Das Museum Folkwang zeigt aus seiner Videokunst-Sammlung Werke der drei Videorebellen aus der Zeit von 1975 bis 1989. Klaus vom Bruch (*1952 in Köln) reflektiert das Verhältnis der westdeutschen Gesellschaft zu Vergangenheit und Gegenwart durch die Verwendung von "found footage" – Bildern aus alten Wochenschauen zum Beispiel. Die Videos Marcel Odenbachs (*1953 in Köln) sind voller historischer und sozialkritischer Verweise, geschnitten zu nachdenklichen Collagen. Ulrike Rosenbach (*1943 Bad Salzdetfurth) bringt durch ein widerständige Inszenierungen Kritik an der tradierten Frauenrolle ins Bild und lotet dabei die Grenzen des Mediums aus.

Die Künstler stellten dem Unterhaltungsmedium Fernsehen politische Bilder gegenüber. Die Ausstellung folgt dem Motiv der Rebellion: Was hat die Rebellion herausgefordert, welche Strategien wurden eingesetzt, wie hinterfragten die Künstler zugleich den Mythos der Rebellion und die Rolle des Rebellen?


Videorebellen
31. Mai bis 2. November 2014