Venus was her name

Die amerikanische Künstlerin Kate Just (* 1974, lebt in Australien) ist Artist-in-Residence in Krems und bereitet während ihres dreimonatigen Aufenthalts eine Ausstellung für die Factory der Kunsthalle Krems vor. Just entwickelt Collagen und gestrickte Objekte, die sie zu Rauminstallationen erweitert. Zentrale Fragestellung ist hierbei die weibliche Identität im Erfahrungsraum zwischen Natur und Gesellschaft.

In ihren Arbeiten zitiert sie historische Frauenbilder und recherchiert deren kulturelle Identität. Den feministischen Kontext ihrer Arbeiten leitet Kate Just ebenfalls aus historischen Begebenheiten ab, die in diesem Fall eng mit der Region Wachau verbunden sind.

Im Rahmen ihres Aufenthalts in Krems widmet sich die Künstlerin der Venus von Willendorf, einer Venusfigurine aus der jüngeren Altsteinzeit, die mit ihrem Entstehungsjahr 25.000 Jahre vor Christus zu den ältesten Zeugnissen der Frauendarstellung gehört. Sie wurde im Jahre 1908 beim Bau der Donauuferbahn bei Willendorf in der Wachau gefunden, gehört zu den herausragenden archäologischen Funden in Österreich und wird im Naturhistorischen Museum in Wien aufbewahrt.

Im Zuge ihrer Recherchen zur Venus von Willendorf fand die Künstlerin zwei wissenschaftliche Artikel, die ihre Arbeit vor Ort wesentlich beeinflussen. Zum einem geht man von der Annahme aus, dass die Venus möglicherweise ein Selbstporträt einer Frau ist und den Blick auf ihren eigenen Körper zeigt. Dieses Argument belegt sich aus dem Umstand, dass viele paläolithische Skulpturen vor allem Hinweise über die damalige Art der Kleidung Aufschluss geben. Im Falle der Venus ist es ein gewebter Hut. Die Wissenschaft deutet dies als erste wertvolle Hinweise auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen. Damit erschließt sich auch die Annahme, dass die Skulptur der Venus von Willendorf von einer kunsthandwerklich begabten Frau gefertigt wurde. In diesem Zusammenhang wird die Künstlerin Kate Just ihr eigenes Selbstporträt stricken und in die Ausstellungsvorbereitungen integrieren.

Kate Just ist Austauschstipendiatin des RMIT (Royal Melbourne Institute of Technology) und zählt mit zahlreichen Ausstellungen, Preisen und Stipendien zu den wichtigsten jungen KünstlerInnen der Kunstszene in Australien. Bekannt geworden ist Just mit ihren gestrickten und gehäkelten Skulpturen und Installationen, von denen sich ihr Werk hin zu einer Auseinandersetzung des Weiblichen im Kontext der Natur orientiert. Schwerpunkt der künstlerischen Fragestellung ist, wie räumliche Methapern, wie z. B. Dunkelheit, Unterschlüpfe, Räume, Höhlen, etc. historisch verwendet wurden, um den weiblichen Körper zu repräsentieren und zu untersuchen. Diese unsichtbare Metaphorik materialisiert die Künstlerin in Skulpturen und Rauminterventionen.

Kate Just - Venus was her name
16. Oktober 2011 bis 4. März 2012