Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne

Von der Parisreise der großen österreichischen Malerin Tina Blau im Jahre 1883 über die berühmte Impressionismusausstellung 1903 in der Wiener Secession bis zur Malaktion von Georges Mathieu 1959 im Wiener Theater am Fleischmarkt – das Belvedere dokumentiert vom 3. Oktober 2007 bis 13. Jänner 2008 mit 250 Meisterwerken von über 100 Künstlerinnen und Künstlern acht Jahrzehnte eines intensiven künstlerischen Austauschs zwischen zwei europäischen Metropolen.

Für die moderne Kunst Österreichs waren die Anregungen aus der Pariser Kunstszene ein entscheidender Impuls. Erst um 1960 wurde Paris als wichtigster Motor der Kunstentwicklung von New York abgelöst. Viele der bedeutendsten modernen Künstlerinnen und Künstler Österreichs reisten zu Studienaufenthalten in die Seinemetropole, manche Maler wie Rudolf Quittner, Jean Egger, Josef Floch, Wilhelm Thöny oder Hans Bischoffshausen konnten sich dort sogar auf Dauer im Kunstbetrieb etablieren.

Die Präsentationen moderner österreichischer Kunst auf den Weltausstellungen 1900, 1925 und 1937 verschafften der Wiener Szene internationale Aufmerksamkeit. Umgekehrt waren die Präsentationen moderner Kunst aus Paris, wie sie in der Secession und im Wiener Kunsthandel seit 1900 immer häufiger stattfanden, das wichtigste Mittel zur Verbreitung der Grundbegriffe moderner Kunst. Von den Medien oft kritisch beurteilt, übten beispielsweise die Gauguin- und Van Gogh-Ausstellungen der Galerie Miethke 1906 und 1907 dennoch einen enormen Einfluss auf die junge Malergeneration um Oskar Kokoschka aus – Malerinnen und Maler wie Helene Taussig, Albert Paris Gütersloh und Anton Kolig reisten bald darauf nach Paris, um ihre großen neuen Vorbilder im Original zu studieren.

In 15 Kapiteln wird diese abwechslungsreiche und spannende Geschichte einer intensiven künstlerischen Liaison geschildert. Von den ersten Reisen junger Wiener Malerinnen und Maler zu den Künstlern der Barbizon-Gruppe und an den Montmartre über die begeisterte Aufnahme des Pointillismus in Wien ab 1903, die Matisse- und Van Gogh-Reflexe in der expressionistischen Malerei Österreichs, die markante Präsenz österreichischer Architekten im Paris der Zwischenkriegszeit und die Cézanne-Euphorie vor 1938 bis hin zum Surrealismus und zur abstrakten Malerei der Nachkriegszeit spannt sich das vielfältige Panorama austrofranzösischer Kunstbeziehungen.

Die achtzigjährige Geschichte dieser Beziehungen zwischen Wien und Paris zeigt Höhen und Tiefen, Phasen euphorischer Aufnahme des Neuen und Anderen ebenso wie Perioden tiefer kultureller Skepsis, die oft auch politisch motiviert war. Und sie ist auch keine Einbahnstraße, wie die vollständige Integration österreichischer Künstler in der Pariser Künstlerszene der Zwischenkriegszeit (Jean Egger, Adolf Loos) und der Nachkriegszeit (Friedensreich Hundertwasser, Hans Bischoffshausen) beweist.


Wien - Paris
Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne 1880-1960
3. Oktober 2007 bis 13. Jänner 2008