Tue Greenfort in der Berlinischen Galerie

Tue Greenfort (*1973 in Holbæk, Dänemark) ist Träger des GASAG Kunstpreises 2012 und erhält in diesem Rahmen eine Einzelpräsentation in der Berlinischen Galerie. Der international tätige Künstler mit Wahlheimat in Berlin war zuletzt auf der Documenta 13 vertreten. In der Ausstellung konzentriert sich Greenfort auf die Elemente Gas und Glas und führt diese in raumgreifenden Installationen zusammen. In der Kombination aus neuen Arbeiten und Archivmaterialien untersucht er dabei sowohl die künstlerische als auch die soziale Bedeutung von Glas und (Gas-) Licht.

Damit verweist er auf die Bedeutung der GASAG für die Beleuchtung der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert ebenso wie auf die Geschichte des Kulturstandortes Berlinische Galerie. Diese befindet sich in den Räumen eines ehemaligen Glaslagers und beherbergt mit dem Puhl & Wagner- Archiv den Nachlass eines der bedeutendsten Unternehmen für Glaskunst im 20. Jahrhundert.

Durch den Einsatz von historischen Gaslaternen, die für die Ausstellung teilweise auf LED- Beleuchtung umgerüstet sind, stellt Greenfort die Frage nach der Vereinbarkeit von liebgewonnenen (Seh-) Gewohnheiten mit zeitgenössischem Umweltbewusstsein – in einer Stadt, die den weltweit größten Bestand an aktiven Gaslaternen betreibt. In Zusammenarbeit mit der benachbarten Schule der Glaser-Innung Berlin entstehen weitere Werke. Diese werden ergänzt durch Archivalien zur künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts aus den Museumsbeständen. Schließlich reflektiert die Ausstellung auch den Kunstpreis selbst, die Rolle und die Freiheit des Künstlers im Dialog mit Museen und Wirtschaftsunternehmen. Eine besondere Bedeutung hat dabei für Greenfort der Ausstellungskatalog, dessen formale Gestaltung zentraler Bestandteil des künstlerischen Gesamtkonzepts ist.

Mit dem GASAG-Kunstpreis, der in dieser Form zum zweiten Mal vergeben wird, ehren die Partner alle zwei Jahre eine künstlerische Position an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technik. Die Jury begründete die Entscheidung für den an der Akademie im dänischen Fünen und an der Städelschule in Frankfurt/Main ausgebildeten Künstler folgendermaßen: "Tue Greenfort gehört zu einer jüngeren Künstlergeneration, die einen neuen ästhetischen Zugang zu ökologischen Themen eröffnet. Allerdings geht es dem Künstler nicht nur um Fragen der Nachhaltigkeit, sondern auch um das Verständnis von Ökologie als ein "Systemmodel für soziale, ökonomische und kulturelle Phänomene und Zusammenhänge" (Greenfort).

Er bearbeitet dieses Feld mit subtilen inhaltlichen Anspielungen, formaler Präzision und ironischen Bezügen auf die Kunst der 1960er und 1970er Jahre. Dabei sind seine Werke stets ortsspezifisch angelegt und setzen sich mit historischen Fakten ebenso auseinander wie mit chemisch-physikalischen Prozessen. Wissenschaftliches Verfügungswissen, künstlerische Forschung und ästhetischer Gestaltungswille gehen bei Greenfort insofern eine fruchtbare Synthese ein."

Tue Greenfort - GASAG Kunstpreis 2012
2. November 2012 bis 8. April 2013