Traditionelles Kunsthandwerk aus Kyôto

Das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt zeigt ab dem 27. Januar 2011 "Waza – Traditionelles Kunsthandwerk aus Kyôto", eine außergewöhnliche Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Stadt Kyôto. Gastkuratorin Miki Shimokawa präsentiert in der Ausstellung rund dreißig verschiedene Künstler und deren Betriebe.

Sie stehen für traditionsreiche, teilweise vom Aussterben bedrohte Kunsthandwerke, die in der alten Kaiserstadt noch gepflegt werden: Nô-Masken, Bögen und Pfeile, kostbare Papiere, Lampen, Kämme, göttliche Kreisel, Kerzen, Fächer und weitere kunsthandwerkliche Exponate werden nicht nur zur Schau gestellt; es werden auch 14 Künstler aus Kyôto zu Beginn der Ausstellung alle interessierten Besucher am Entstehen und bei der Gestaltung ihrer Werke teilhaben lassen.

Die Arbeiten werden mit den kostbaren, traditionellen Materialien und dem überlieferten Werkzeug hergestellt und vermitteln japanische Traditionen, deren Fortbestand nicht immer gesichert ist. Der Ausstellungstitel "Waza" kann mit "Technik" übersetzt werden. Die alten Techniken der verschiedenen japanischen Kunsthandwerke, die sich meist über viele Jahrhunderte kontinuierlich entwickelt und verfeinert haben, werden traditionell von Generation zu Generation weitergegeben.

Dabei ist bemerkenswert, wie es Japan seit mehr als einem Jahrhundert verstanden hat, ungeachtet dramatischer gesellschaftlicher Veränderungen im Zuge der Industrialisierung und Technisierung des Landes, viele seiner traditionellen Handwerkstechniken in die Gegenwart hinüberzuretten. Bereits in der ersten Phase der Modernisierung Japans, im späten 19. Jahrhundert, sorgten Präsentationen japanischen Kunstgewerbes auf den großen Weltausstellungen für das Erwachen der Japonismus-Mode im Westen. In Japan erkannte man daraufhin plötzlich den Wert derartiger Traditionen.

Eine neuerliche Krise erlebte die Handwerkskultur in Japan nach dem II. Weltkrieg. Diesmal begegnete man ihr mit der Schaffung einer prestigeträchtigen nationalen Auszeichnung für herausragende Vertreter traditioneller Kunst- und Handwerksformen: Die Ehrung als "Lebender Nationalschatz", eine ganz und gar immaterielle Auszeichnung, verbunden jedoch mit dem Wunsch, dass der so Geehrte seine Fähigkeiten an Schüler weitergibt, lässt dem so Geehrten höchste Anerkennung zuteil werden und sorgt bis heute dafür, dass viele bedeutende "Waza" weiter gepflegt werden.

Seit vielen Jahren schon hat das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt eine große Affinität zu Japan und beherbergt innerhalb der Ostasienabteilung eine wertvolle Japansammlung, die mit Keramiken, Lackarbeiten, Holzschnitten und Kalligraphien zu den herausragenden in Europa gehört. In den vergangenen Jahren wiesen zahlreiche richtungsweisende Ausstellungen auf die engen Verbindungen zwischen Museum und japanischen Kulturinstitutionen hin. Lebendiges Japan zeigt das Museum regelmäßig mit seinem spektakulären Teehaus des japanischen Architekten Kengo Kuma.

Zur Ausstellungseröffnung am 26. Januar wird Kanjuro Shibata, Bogenbaumeister in 21. Generation, die auf 900-jährige Tradition zurückgehende Pfeil- und Bogenzeremonie "Dokusho Meigenshiho Harainogi" zeigen, die noch heute am Hofe des japanischen Kaisers oder nur bei ganz besonderen traditionellen Ereignissen durchgeführt wird. Zusätzlich gewähren 14 Künstler aus Kyôto zur Eröffnung und am 27., 29. und 30. Januar den Besuchern Einblicke in einzelne Schritte ihrer mit größter Meisterschaft beherrschten Handwerke.

Waza – Traditionelles Kunsthandwerk aus Kyôto
27. Januar bis 27. März 2011