Thomas Bohle - Schweigsam werden

Sinnliche Eleganz und handwerkliche Perfektion im archäologischen Terrain der Johanniterkirche. Die Gefäße des Keramikkünstlers Thomas Bohle faszinieren in der Stille des Kunstraums mitten in der Stadt. Großformatige Röntgenaufnahmen öffnen den Blick für die präzise Formgebung der doppelwandigen Objekte. Die Ausstellung „Schweigsam werden“ ist bis 31. August zu sehen.

Raum der Stille
Erde trifft auf der Erde. Doch das Material ist schon alles, was der offene Boden der Johanniterkirche und die Keramik von Thomas Bohle gemeinsam haben. Die magischen Glasuren seiner Tongefäße strahlen in der rauen Umgebung. „Es gibt Räume, die beruhigen mich. Wenn ich in eine Schlucht, in ein Kellergewölbe oder in eine Kirche gehe, werde ich schweigsam“, erklärt Thomas Bohle. „Ganz besonders funktionert das bei mir hier in der Johanniterkirche. Diesen Raum mit seiner Architektur der Gegensätze und seiner Geschichte kannst du nicht ignorieren. Er fordert mich als Mensch und als Künstler.“

Regionale Miniaturen
In der Ausstellung findet sich auch eine Gruppe von Miniaturen in zartem Gelb aus reinem Ton ohne Glasur. Das Material dafür hat Thomas Bohle an der Rotach im Bregenzerwald gefunden. Die Gefäße sind der Anfang einer Serie, an der der Künstler aktuell arbeitet. Dafür ist er unter anderem am Pfänderhang und in der Rappenlochschlucht unterwegs.

Röntgenblicke
Großformatige Röntgenaufnahmen offenbaren die eigenständige Formensprache des Künstlers, in dem sie das Innenleben der doppelwandigen Objekte durchleuchten. Thomas Bohle: „Durch diese Röntgenbilder siehst du das Original nochmals mit anderen Augen. Die Aufnahmen verdeutlichen die Geometrie. Darüber hinaus haben sie eigene sinnliche Qualitäten. Im Raum der Johanniterkirche spielen die beiden Ebenen von Objekt und Bild wunderbar zusammen.“

Thomas Bohle, geb. 1958 in Dornbirn. 1987 absolviert er eine Lehre zum Keramiker und arbeitet anschließend in verschiedenen Werkstätten. 1991 eröffnet er sein erstes Atelier. Einer Studienreise nach Japan folgen Ausstellungen in Tokio und Shanghai mit Inspiration und Anerkennung für sein Schaffen. 2006 wird Thomas Bohle der Bayerische Staatspreis verliehen. In London übernimmt anschließend eine renommierte Galerie seine Vertretung. Seit 2008 arbeitet der Künstler in seinem neuen Atelier in Dornbirn. 2014 erhält er die Ehrengabe für Kunst durch das Land Vorarlberg.

Schweigsam werden
Thomas Bohle in der Johanniterkirche Feldkirch
Vernissage: Freitag, 14. Juni, 20 Uhr
Es sprechen Arno Egger (Kurator Johanniterkirche Feldkirch) und Verena Konrad (Direktorin vai Vorarlberger Architektur Institut).
Dauer der Ausstellung: 15. Juni bis 31. August 2024