Swiss Style – Internationale Grafik

Sachlich-schlichtes Grafikdesign ist hochaktuell. Inmitten der uns umgebenden visuellen Opulenz wirken präzis verdichtete Plakate, klar strukturiertes Buchdesign oder die systematischen Zeichensysteme von Flughäfen und Untergrundbahnen geradezu spektakulär. So ist die Nachfrage nach neuen Schriften, die einfach sind und auf dem Bildschirm gut zu lesen, in den letzten Jahren rasant gestiegen. Mit der "Helvetica" und der "Univers" haben Schriftgestalter aus der Schweiz bereits ab den 1960er-Jahren die Welt erobert, und reduzierte Gestaltung unter dem Namen "Swiss Style" hat sich international durchgesetzt.

Josef Müller-Brockmann, Karl Gerstner oder Armin Hofmann waren die Vaterfiguren der richtungsweisenden Bewegung, die den "Swiss Style" propagierte. Dieser äusserte sich in einem abstrakten oder konstruktiven Formenrepertoire. Seine Merkmale sind ein klar strukturierter Text- und Bildaufbau, der Gebrauch von Schriften ohne Serifen (d.h. Buchstaben ohne "Füsschen") sowie generell ein Hang zu Abstraktion und Reduktion. Anstelle von Illustrationen treten die Symbole.

Der moderne "Stil" traf in den 1960er-Jahren nicht nur den Nerv der Zeit. Er deckte sich auch mit dem wachsenden Anspruch grosser Konzerne und staatlicher Institutionen, rasch, universal und verständlich zu kommunizieren. Die gestalterischen Aufgaben drehten sich im Wesentlichen um Fragen der Corporate Identity von Firmen und Institutionen sowie um die Entwicklung komplexer und doch rasch und eindeutig zu lesender Zeichensysteme für die zunehmend mobile Gesellschaft. Neben den USA waren es vor allem Grafiker in Holland, Italien, England und Frankreich, die Anregungen aus der Schweizer Grafik in ihre eigenen, lokalen Ausdrucksweisen übernahmen und dort weiterentwickelten.

Die Ausstellung öffnet den Blickwinkel auf den internationalen Kontext des modernen Grafikdesigns. Neben den stilprägenden Arbeiten von Gestaltern aus der Schweiz sind wichtige Werkgruppen von Wim Crouwel, dem Doyen des internationalen Stils holländischer Prägung zu sehen, Arbeiten Massimo Vignellis (z.B. Vorlagen für die legendäre Signaletik der New Yorker Untergrundbahn) oder Inserate der Firma Pirelli. Exemplarisch zeigen sie auf, wie die minimalistische Ästhetik zum "International Style" wurde.

Welche Bedeutung hat "Swiss Style" heute? Dieser Fragestellung geht die Ausstellung in vier Film-Interviews mit engagierten Zeitgenossen nach. Die Gespräche mit Wim Crouwel und Lars Müller, dessen Publikationen zum Thema international wegweisend sind, sowie den jüngeren, praktizierenden Gestalter-Büros von Experimental Jetset in Amsterdam und Norm in Zürich bilden ein zentrales inhaltliches wie formales Element der Ausstellung. Das Trio von Experimental Jetset nimmt den "International Style" seit Jahren als Ausgangspunkt für eine visuelle Gestaltung, die sich ebenso an den Konventionen der Moderne wie am kritischen Geist des Punk orientiert. Das Museum für Gestaltung hat Experimental Jetset eingeladen, mit einem Projekt direkt in die Ausstellung zu intervenieren.


Swiss Style – Internationale Grafik
17. April bis 26. Juli 2015