Der japanische Stardirigint Seiji Ozawa ist Medienberichten zufolge am vergangenen Dienstag im Alter von 88 Jahren verstorben. Ozawa war am Beginn seiner Karriere als Assistent von Leonard Bernsteins tätig. Und in Berlin nähm ihn Herbert von Karajans unter seine Fittiche. Im Zuge seiner Laufbahn verbrachte Ozawa drei Jahrzehnte beim Boston Symphony Orchestra. Von 2002 bis 2010 leitete er als Musikdirektor die Wiener Staatsoper.
Ozawa kam am 1. September 1935 als Sohn japanischer Einwanderer in Shenyang, Mandschurei (China), zur Welt. Nach der Rückkehr seiner Familie nach Tokio wollte er zunächst Pianist werden. Erst nachdem sich der begeisterte Rugbyspieler seine beiden Zeigefinger gebrochen hatte, entschloss er sich zu einer Laufbahn als Dirigent. Um sich das Studium an der privaten Toho-Musikschule bei Hideo Saito finanzieren zu können, verbrachte er sieben Jahre als Diener in Saitos Haus.
Der begabte Musiker sattelte auf Komposition und Dirigieren um und wurde bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im Alter von 24 Jahren mit dem Japan Philharmonic Orchestra als großes Talent gefeiert. Der Erste Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb 1959 im französischen Besancon öffnete ihm dann die Tür in den klassischen Musikbetrieb.
Als Leiter des Boston Symphony Orchestra von 1973 bis 2002 setzte Ozawa Maßstäbe. Sein breites Repertoire begeisterte ebenso wie die klangliche Brillanz, die er mit dem Orchester erreichte. Dabei dirigierte der beliebte, immer wieder überraschende Konzertleiter jahrzehntelang nur wenige Opern – ein Umstand, der sich ändern sollte, als Ozawa 2002 Musikdirektor der Wiener Staatsoper wurde.
Er widmete sich danach vor allem seiner lange heimlich gehegten Liebe, der Oper, und stellte seine breite Kennerschaft von Mozart bis Krenek unter Beweis. Ein weiterer Höhepunkt des wichtigen Jahres 2002 wurde der Einsatz am Pult der Wiener Philharmoniker für das Neujahrskonzert.