Spiegelungen als Türöffner zur Abstraktion

Als Monet sich 1890 in Giverny nördlich von Paris niederließ und dort seinen Garten mit dem berühmten Seerosenteich anlegte, eröffnete er der Kunst damit ganz neue Möglichkeiten. Aus den Spiegelungen im Teich gestaltete Monet Bilder, in welchen das Oben und Unten nicht mehr eindeutig zu bestimmen ist. Welche Pflanzen, Blumen und Blüten befinden sich tatsächlich in dem Teich, welche spiegeln sich nur darin, fragt sich der erstaunte Betrachter dieser Bilder.

Dimensionen und Perspektive geraten aus dem Gleichgewicht, eine getreue Maßstäblichkeit ist in diesen großen Gemälden nicht mehr festzustellen. Monet hat damit alle Dimensionen der Malerei gesprengt. Es ist ihm gelungen, die Malerei aus der Gegenständlichkeit des 19. Jahrhunderts zu befreien und die Fenster zu einer völlig neuen Kunst, zur Abstraktion, zum Absoluten aufzustoßen. Darin liegt Monets bedeutendste künstlerische Leistung, und deshalb sollen in unserer Ausstellung die berühmten Seerosenbilder eine besondere Stellung einnehmen. Die Ausstellung im Von der Heydt Museum zeigt aber nicht nur die grandiosen späten Seerosenbilder, sondern Werke aus allen Schaffensphasen Monets.

In der Hinführung vom Frühwerk über die Zeit, in welcher er sich an die Meister von Barbizon anlehnte, dann die hohe Zeit der impressionistischen Bilder, wird das alle Maßstäbe sprengende Spätwerk umso klarer erkennbar hervortreten. Die Schau startet mit den seltenen Karikaturen, die Monet in seiner Schulzeit anfertigte, zeigt sodann den Einfluss, den der Marinemaler Eugène Boudin auf Monet hatte sowie Werke, die seine akademische Ausbildung widerspiegeln. 1872 malte Monet das Bild "Impression – Soleil levant" (Sonnenaufgang), das dem Impressionismus seinen Namen gab. Die Bilder aus dieser Zeit stellen einen ersten Höhepunkt der Schau dar. Sie werden mit Werken der impressionistischen Freunde Monets, mit Gemälden von Degas, Renoir, Pissarro, Sisley, Cézanne und anderen verbunden.

1889 und 1892 begann Monet mit zwei für die Geschichte der Kunst ganz neuen Projekten: Er malte die Bildserien der Heuschober und der Fassade der Kathedrale von Rouen, wobei es ihm auf die Darstellung der jeweiligen besonderen Lichtstimmung ankam. Das Arbeiten in Bildserien war bis dahin nicht üblich. Monet führte damit mit Bravour eine neue Methode in die Kunst ein. Auch aus diesen Serien werden in der Ausstellung einige Beispiele gezeigt. Es ist dem Museum gelungen, eine größere Werkgruppe Monets, vor allem der "Nympheas", aus dem Musée Marmottan Monet, Paris, als Leihgabe zu erhalten. Diese enge Kooperation mit dem Musée Marmottan Monet macht diese Ausstellung überhaupt erst möglich. Die großformatigen Seerosenbilder bilden den Abschluss und Höhepunkt der Ausstellung.

Nach verschiedenen Ausstellungen, die Teilaspekte zum Werk Monets zeigten, etwa "die Felder" oder auch Bilder seiner Geliebten und Frau Camille, bietet die Schau dem Publikum einen neuen umfassenden Blick auf dieses Malergenie. Begleitet wird sie von einem Katalog, in welchem Experten die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in allgemein verständlicher Form vortragen und anhand der prächtigen Abbildungen erläutern. Zur Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem ZDF ein Film, der das Leben und Wirken Monets an den Originalschauplätzen und in den Bildern lebendig werden lässt.


Monet
11. Oktober 09 bis 28. Februar 10