Sind gedruckte Plakate im urbanen Raum im digitalen Zeitalter noch sinnvoll? - Werkstattschau mit Dafi Kühne

Der Schweizer Plakatgestalter und Buchdrucker Dafi Kühne verbindet auf unkonventionelle Art zeitgenössisches Grafikdesign mit alten Drucktechniken. Neben den digitalen Entwurfs- und Produktionswerkzeugen nutzt er Buchdruckpressen aus den 1960er-Jahren, traditionelle Blei- und Holzlettern, lasergeschnittene Kunststoffplatten oder handgeschnittenes und geätztes Linoleum bis hin zu Kühlschrankmagnetbuchstaben für die Produktion seiner Werke.

Die "Werkstattschau mit Dafi Kühne" setzt bei einer zentralen Frage ein: Sind im urbanen Raum gedruckte Plakate in Zeiten von digitalen Displays überhaupt noch sinnvoll? Und weshalb und mit welchem Mehrwert sollen Plakate aufwendig im Buchdruckverfahren produziert werden, wenn zeitgenössische digitale Druckgeräte inzwischen hochwertige Reproduktionen zum Spottpreis liefern?

Die Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur eröffnet den Blick auf die gestalterischen, technischen und haptischen Qualitäten des Buchdruckplakats, das sich mit den Resultaten moderner Drucktechniken durchaus messen kann. Anhand ausgewählter Arbeiten von Dafi Kühne werden sowohl die Endresultate als auch die damit verbundenen Entwurfs- und Druckprozesse vorgestellt. Indem Kühne die Gestaltung in den Mittelpunkt stellt und mit neuen Materialien und experimentellen Techniken arbeitet, spannt er den Bogen vom traditionellen Buchdruck zur Gegenwart und zeigt damit eine mögliche Zukunft des Buchdrucks jenseits musealer oder nostalgischer Ansätze auf.

Das Plakat gilt nach wie vor als Königsdisziplin des Grafikdesigns und der visuellen Kommunikation. Es unterscheidet sich deutlich von anderen großformatigen Druckerzeugnissen wie Zeitungen, Landkarten, großen Infografiken, Tapeten etc. Im Gegensatz zu diesen muss das Plakat Interesse wecken, Anziehungskraft ausüben und in kurzer Zeit eine klare, reduzierte Botschaft vermitteln. Dieses Ringen um Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum verlangt nach prägnanter und lauter Kommunikation. Die deutsche Sprache liefert dafür auch den namensgebenden Begriff: Plakativität.

In seinem Atelier produziert Dafi Kühne mit einem Mix aus analogen und digitalen Werkzeugen anspruchsvolle Plakate für Musik-, Kunst-, Architektur-, Theater- und Filmprojekte sowie für Produkte. Dabei gilt für ihn eine zentrale Einschränkung: "Kein digitales PDF verlässt das Studio jemals als Endprodukt". Dafi Kühne druckt alle seine Plakate selbst auf alten Buchdruckpressen.

Die Arbeiten von Dafi Kühne zeichnen sich dadurch aus, dass nicht jeweils zuerst die grafische Komposition erstellt und dann drucktechnisch umgesetzt wird, sondern dass sich die Gestaltung erst durch die Annäherung an die Materialwahl, die Umsetzung der grafischen Elemente und die sich daraus ergebenden Kombinationsmöglichkeiten und Schritte im Herstellungsprozess entwickelt. Die einzige Konstante in seiner Arbeitsweise und in seinem langjährigen Schaffen ist die Druckpresse.

Kühnes meist rein typografische Plakate wurden mehrfach international ausgezeichnet und weltweit in Ausstellungen gezeigt. Seine Plakate befinden sich in öffentlichen Sammlungen und Archiven in der Schweiz, Deutschland und den USA. 2016 erschien bei Lars Müller Publishers die Monografie "True Print", die im Herbst 2024 mit "Poster Cult" fortgesetzt wird. (Buchvernissage: Do, 31.10.2024 im Gewerbemuseum Winterthur)

Werkstattschau mit Dafi Kühne
Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur / Schweiz
20. September 2024 bis 16. März 2025
Eröffnung: Donnerstag, 19. September 2024, 18.30 Uhr