Die Ausstellung »Schmerz« spürt den vielfältigen Darstellungen und Äußerungen des Schmerzes nach: in einem früh-neuzeitlichen Kreuzigungsgemälde, dem Präparat einer Gichthand, einer Videoinstallation Trauernder, flimmernden elektrischen Impulsen einer Nervenzelle, einem Schrei.
Die gemeinschaftsstiftende Funktion des Schmerzes nimmt sie dabei genauso in den Blick wie die Versuche, ihn zu beobachten, zu analysieren, zu suchen oder wieder loszuwerden. Sie zeigt, dass der Schmerz immer beides sein kann: subjektiv und objektiv, kreativ und destruktiv.
Die beiden Ausstellungsorte, der Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin und das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité, sind Programm und Herausforderung zugleich. Die Häuser stehen für Bild- und Dingwelten, die unterschiedlicher nicht sein können. »Schmerz« ist dazu prädestiniert, diese Erwartungen selbst zum Thema zu machen, kann doch weder die Kunst noch die Wissenschaft den Anspruch erheben, hier das letzte Wort zu haben.
»Schmerz« schöpft aus allen Fundi. Mit Kombinationen und Konfrontationen von künstlerischen Arbeiten, medizinischen, volkskundlichen, religiösen und alltäglichen Objekten begibt sie sich auf einen Grenzgang zwischen Kunst, Medizin und Kulturgeschichte. Der Schwerpunkt liegt auf der abendländischen Kultur. Auf Reduktion setzend, scheut sich die Ausstellung nicht vor Zeitsprüngen. Sie versteht sich als Experimentierfeld für neue visuelle und inhaltliche Impulse und stellt die traditionell an die beiden Museen geknüpften Sehgewohnheiten zur Disposition – eine Herausforderung für Macher und Besucher.
In 15 Kapiteln begibt sich die Ausstellung auf die Suche nach dem Schmerz, nach dessen Ausdruck, Form und Sinn. Die Kapitel der Ausstellung, die jeweils mit einem lateinischen oder griechischen Begriff überschrieben sind, z.B. crux, exstasis oder pharmakon, verteilen sich auf insgesamt vier Schwerpunkte: »Ansichten des Schmerzes« und »Reiz des Schmerzes« werden im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart präsentiert, »Die Zeit des Schmerzes« und »Der Ausdruck des Schmerzes« im Medizinhistorischen Museum.
Ein Stationenweg oder Leidenspfad entlang der Invalidenstraße und dem Kanal zum Humboldthafen verbindet die beiden nur 400 Meter voneinander entfernten Häuser. Dem Besucher ist es frei gestellt, in welchem Museum er mit der Ausstellung beginnt.
Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband mit Bildblöcken, die der Gliederung der Ausstellung entsprechen (DuMont Literatur und Kunst Verlag, ISBN 978-3-8321-7766-9).
Schmerz
Eine Ausstellung der Nationalgalerie im Hamburger
Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin und im
Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité
5. April bis 5. August 2007
D 10557 Berlin
http://www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/hamburger-bahnhof/home.html