Sechs Plakate in Innsbruck

Maria Hahnenkamp zeigt auf sechs Großplakaten im Stadtraum von Innsbruck eine sechsteilige Fotosequenz von einem Fragment eines liegenden weiblichen Körpers in einem roten Kleid in unterschiedlichen Positionen. Über jedes der sechs Fotos ist in weißer Schrift ein eigener Text gelegt, kurze Sätze aus Samuel Becketts Theaterstück Endspiel.

Das selbst angefertigte Kleid des Modells am Foto hat ein Muster, das Hahnenkamp eigenhändig darauf gestickt hat, eine florale Form nach einer Ornamentvorlage von 1860, welche die Künstlerin immer wieder in ihren Arbeiten verwendet; es ist weiß und bildet wie die Schrift einen starken Kontrast zum Rot des Stoffes. Die merkwürdig abstrahierte Form dieser Körperfragmente verdankt sich den speziellen Bedingungen, in denen das Modell fotografiert wurde.

Das Modell lag auf einer Glasplatte und wurde von unten, der Drehung des Körpers um seine eigene Achse folgend, fotografiert. Durch den Druck des Körpergewichts gegen die Glasscheibe erscheint der Körper bildhaft flach und das Ornament verliert seine perfekte Form; die Ornamentlineatur wird verquetscht, umschließt den Körper − von dem weder Kopf, Arme oder Beine, weder Anfang noch Ende zu sehen sind − wie ein Netz, in dem er scheinbar gefangen gehalten wird.

Mit den Zitaten aus Becketts Endspiel nimmt Hahnenkamp den performativen Gestus des Autors auf und reichert ihr eigenes Spiel von Fragmentierung und Wiederholung, das ihre Arbeit seit ihren Anfängen prägt, rätselhaft und tragikomisch an. Becketts Sätze wirken kryptisch, dennoch stellt er konkrete und ganz direkte Fragen und Forderungen an die Betrachter, setzt deren Phantasie in Gang und lässt sie zugleich ins Leere laufen.

Maria Hahnenkamp transferiert die Beckettsche "Endzeitstimmung" in das Heute und verbindet deren absurd-repetitive Anspielung mit den Verheißungen der Werbung. "In der Werbung sollen Wünsche geweckt werden, es wird zum Konsum angeregt. Ich möchte mit dieser Arbeit die herkömmlichen Werbebotschaften unterlaufen und reflektieren, wie der (weibliche) Körper als Träger gesellschaftlicher Einschreibungen zum Einsatz im gesellschaftspolitischen Machtspiel kommt", sagt Hahnenkamp, deren Arbeiten seit den frühen Anfängen um den Körper kreist.

Dabei geht es bei ihr immer wieder um die Frage, wie das (weibliche) Subjekt auf Kosten des Körpers erscheint und sich dies unter der Bedingung vollzieht, dass der Körper zum Verschwinden gebracht wird. "Das Subjekt", stellt Hahnenkamp fest, "nimmt nicht nur tatsächlich den Platz des Körpers ein, sondern handelt auch als dessen Seele, die den Körper in Gefangenschaft einrahmt und formt."

Standorte
Adamgasse 26
Ing.-Etzel-Straße, Bauzaun Bürgergarten
Ing.-Etzel-Straße/Dreiheiligenstraße
Landhausplatz, Rückseite Taxispalais
Pradlerstraße 19
Sterzinger Straße, Hotel am Busbahnhof


Maria Hahnenkamp - Sechs Plakate
1. bis 30. September 2007
Eröffnung: Fr 31. August 07, 19 Uhr