Schule Oberhuber - Eine Sammlung als Programm

Die Ausstellung thematisiert Oswald Oberhubers wegweisende und vielschichtige Praxis, durch die er die Hochschule für angewandte Kunst in den 1970er bis 1990er Jahren prägte und einen kunstpolitischen Diskurs entwickelte, der bis heute Relevanz hat.

Der Künstler, Ausstellungsmacher, Kritiker und Hochschulrektor Oswald Oberhuber (1931- 2020) orientierte sich an einem Konzept der „permanenten Veränderung“. Seine Gestaltungsideen zogen sich durch alle Bereiche der Hochschule bis zur Gründung einer Kunstsammlung. Dabei spielt Oberhubers kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Hochschulgeschichte, mit einer „österreichischen Kunstgeschichte“ sowie mit den Auswirkungen des NS-Regimes eine wichtige Rolle.

In der Ausstellung "Schule Oberhuber" wird anhand der Bestände von Kunstsammlung und Archiv das Potenzial einer universitären Sammlung für eine kritische Befragung kunsthistorischer Erzählungen in den Blick genommen. Da an der ehemaligen k.k. Kunstgewerbeschule bereits seit 1867 Frauen zum Studium zugelassen wurden, wenn auch mit Einschränkungen und Unterbrechung, bildete sich in der Sammlung dennoch eine Art Alternativ-Erzählung zum vorherrschenden Kanon ab. Ebenso öffnet auch die veränderte Sichtweise auf die einst durch Hierarchien getrennten Bereiche der angewandten und bildenden Kunst neue Perspektiven.

Ausgehend von Oberhubers Ausstellung "Österreichische Avantgarde 1900-1938. Ein unbekannter Aspekt" (1976/77) und seiner Großskulptur "Museum im Museum" (1978) sowie weiteren Publikationen und Ausstellungsprojekten des Künstlers, wird dessen Bestreben einer Revision des bis dahin gültigen Kanons zur Kunstgeschichte der Moderne sowie die Proklamation einer alternativen "künstlerischen Schule" reflektiert und ausgestellt. Die Arbeiten zahlreicher Schüler:innen und Künstler:innen aus der Sammlung verdeutlichen die fortschrittliche Lehrpraxis an der ehemaligen Kunstgewerbeschule um 1900 und zeichnen die Verbindungen der Arbeiten zu den europäischen Avantgarden sowie grundlegenden Debatten um künstlerische Formfragen nach.

Diese Form-Debatten entfalten sich auf besondere Weise durch die künstlerische Ausstellungsgestaltung von Robert Müller, durch die die Werke auf verschiedenen Ebene miteinander korrespondieren. Gleichzeitig findet man einen Erzählstrang, der mit Oberhubers Gestaltungs- und Vermittlungsformen wie seinen Plakaten, Möbeln und Publikationen durch die Ausstellung leitet.Die Ausstellung geht nicht zuletzt Oberhubers Bestreben nach, mit einer künstlerisch forschenden "Schulsammlung" einen vielseitigen und emanzipatorischen Diskurs um die Positionierung voranzutreiben. Sein Engagement für einen erweiterten Blick auf 'die' Moderne(n) positioniert sich dabei fernab von Reinheitsphantasien. Die Ausstellung, die Oberhubers Installation "Museum im Museum" (1979) paraphrasiert, kann als eine Art "Schule in der Schule" gelesen werden, die seine wegweisende Arbeit an und mit der Sammlung neuartig sichtbar machen möchte und zu zeigen versucht, wie sehr sie gerade heute relevant ist.

Schule Oberhuber
Eine Sammlung als Programm
Kuratiert von: Cosima Rainer und Robert Müller
4. Mai bis 2. Juli 2022