Samurai, Bühnenstars und schöne Frauen

Zu Beginn der 1960er Jahre erhielt das Kunstmuseum Düsseldorf (heute: Stiftung Museum Kunstpalast) eine umfangreiche Schenkung japanischer Farbholzschnitte (ukiyoe), die der Stifter bis 1983 großzügig ergänzte. Darunter befinden sich allein 220 Werke von Utagawa Kunisada (1786 - 1865) und Utagawa Kuniyoshi (1798 - 1861).

Die Düsseldorfer Ausstellung präsentiert eine Auswahl von etwa 80 Blättern der beiden zu Lebzeiten miteinander um die Gunst des Publikums konkurrierenden Künstler. Zudem werden zum ersten Mal die ebenfalls zum Bestand der Graphischen Sammlung gehörenden Tuschpinselzeichnungen Kuniyoshis einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Motiv und Themenrepertoire der ausgestellten Arbeiten umfasst Bildnisse schöner Frauen, berühmter Schauspieler aus dem volkstümlichen Kabuki-Theater, Theaterszenen und Heldendarstellungen beider im 19. Jahrhundert sehr populären Farbholzschnittmeister, aber auch einige von Kuniyoshis beliebten Scherz- und Katzenbildern.

Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, die Werke der beiden Künstler mit identischer oder ähnlicher Thematik zu vergleichen, um ihre jeweiligen Eigenheiten zu erkennen. Kuniyoshi ist im Westen vor allem für seine dynamischen, mit zahlreichen fantasievollen Details versehenen Darstellungen von Samurai, Schlachten und schönen Frauen berühmt, während Kunisada den heutigen Betrachter mit ruhigeren, abstrakten Bildfindungen fasziniert.

Kunisada war zu seiner Zeit der bedeutendste und finanziell erfolgreichste Meister japanischer Farbholzschnitte. Im Ansehen der Zeitgenossen rangierte er sogar noch vor Hiroshige. Sein Lebenswerk wird auf etwa 25.000 Entwürfe für ukiyoe ("Bilder der fließenden Welt") geschätzt. Gemeinsam ist beiden Künstlern, dass sie europäische Einflüsse verarbeiteten und so dem westlichen Publikum den Zugang zu ihren Arbeiten erleichtern.

Die Werke der beiden Farbholzschnittmeister, die bei Utagawa Toyokuni (1769 - 1825), dem damals beliebtesten Schauspielzeichner, in die Lehre gingen, sind für ihr fein abgestimmtes Kolorit und expressiven Gesten der dargestellten Figuren berühmt. Sie entführen den Betrachter in eine farben- und anspielungsreiche Bühnenwelt.

Die drastische, ausdrucksstarke Bildsprache wird in der Populärkultur bis heute sehr geschätzt, so dass vor allem die Arbeiten von Kuniyoshi in ihrer ironischen bzw. grotesken Überzeichnung wie mögliche Vorläufer bzw. frühe Beispiele der heute so beliebten Manga (wörtlich: "komische" oder auch "ungezügelte Bilder", japanische Comics) wirken und auch die Tattoo-Szene sich seiner Motive bedient.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im HatjeCantz Verlag in einer deutschen und englischen Ausgabe mit Beiträgen von Claudia Delank, Bernd Jesse, Gunda Luyken, Bianca Raitz, Stephan von der Schulenburg, Christina Voit. Umfang: 304 Seiten, ca. 230 farbige Abbildungen aller Werke von Kunisada und Kuniyoshi im Bestand des Museum Kunstpalast. Preis: 49,80 Euro (Buchhandelsausgabe), ISBN 9783 7757 32383, Preis: 44,80 Euro (Museumsausgabe).

Samurai, Bühnenstars und schöne Frauen
Japanische Farbholzschnitte
von Kunisada und Kuniyoshi
10. September 2011 bis 15. Januar 2012