Sammlung Verbund zeigt Fotografien von Francesca Woodman

Die Sammlung Verbund zeigt aus ihren Beständen 80 Fotografien von Francesca Woodman (1958 – 1981), 20 davon wurden noch nie der Öffentlichkeit präsentiert. Es ist eine der ersten Ausstellungen im deutschsprachigen Raum der in Europa noch wenig bekannten Künstlerin. Zur Ausstellung erscheint die erste deutschsprachige Monografie zu Francesca Woodman, die Gabriele Schor, Leiterin der Sammlung Verbund, gemeinsam mit Elisabeth Bronfen, Professorin an der Universität Zürich, herausgibt.

Die Sammlung erwirbt seit ihrer Gründung im Jahre 2004 kontinuierlich Fotografien der Künstlerin und besitzt - abgesehen vom Nachlass - die größte Sammlung von ihren Werken. Die performativ außergewöhnlichen Arbeiten von Francesca Woodman, mit denen sie das "Bild der Frau" neu definiert, sind Teil des hematischen Schwerpunkts "Feministische Avantgarde der 1970er Jahre" (mit heute 400 Werken von 27 Künstlerinnen) der Sammlung. Zuletzt erhielt Francesca Woodmans Werk besondere Aufmerksamkeit in den USA durch die Ausstellungen im San Francisco Museum of Modern Art (2011/12) und im Guggenheim Museum New York (2012).

Die Arbeiten von Francesca Woodman entstehen in einer 8-jährigen Schaffensphase von 1973 bis 1980 im Kontext weiblicher Subjektivität, konzeptueller Fotografie, Performancekunst und der Entdeckung des Körpers. Die meisten Fotografien haben ein kleines, quadratisches Format, sind in schwarz-weiß gehalten und wurden mit einer Großbildkamera aufgenommen. Die Künstlerin setzt ihren Körper, oft auch nackt, auf überraschend unkonventionelle Art und Weise in Bezug zu ihrem Atelierraum und erforscht ihre Neugier auf das weibliche Ich. Ihre Fotografien stellen Fragen, deuten Antworten an und reflektieren eine spezifische Ambivalenz, was es bedeutet, Frau zu sein.

Bislang standen der Selbstmord von Francesca Woodman im Alter von 22 Jahren und ihre flüchtige Erscheinung im Zentrum der Rezeption ihres Werkes. Oft wird das Verschwinden der weiblichen Figur sogar als ästhetischer Beleg gedeutet, dass Francesca Woodman in ihren Fotografien den Suizid vorwegnimmt. Die neue Publikation der Sammlung Verbund und die Ausstellung wollen jedoch die Fotografien der jungen Künstlerin jenseits dieser gängigen Auffassung zeigen und einen anderen Horizont eröffnen, der sich primär auf die Fotografien und jene Inhalte konzentriert, über die bislang nicht geschrieben wurde.

Francesca Woodman wächst in einer Künstlerfamilie in den USA und in Italien zweisprachig auf. Ihre Eltern begeistern sich für Italien, geben ihrer Tochter einen italienischen Vornamen und die Familie verbringt nahezu jeden Sommer in ihrem alten Bauernhaus in Antella (nahe Florenz). Durch Museumsbesuche wird sie früh mit der Kunstgeschichte und der modernen Kunst vertraut. Bereits in jungen Jahren entsteht die erste künstlerische Fotografie "Self Portrait with Thirteen" (1973) und drei Jahre darauf hat sie ihre erste Einzelausstellung in Andover, Massachusetts.

Zwischen 1975 und 1979 besucht sie die Rhode Island School of Design (RISD) in Providence, wo sie ungewöhnlich früh ihr eigenes Atelier mietet, einen Raum in einer ehemaligen Textilfabrik in Providence. Von 1977 bis 1978 verbringt sie im Rahmen eines Auslandstudiums ein Jahr in Rom, wo sie u.a. in einer aufgelassenen Pasta-Fabrik fotografiert und 1978 ihre erste europäische Einzelausstellung hat. Die verfallene und veraltete Ästhetik der Räume scheinen mit Francesca Woodmans Vorliebe für die Viktorianische Zeit zu korrespondieren.

Ab 1979 lebt und arbeitet sie in New York, wo sie ihren Lebensunterhalt als Sekretärin, Akt-Modell und Fotografie-Assistentin verdient. Einige Fotografien zeugen auch vom Versuch, Mode-Fotografie zu machen. Am 19. Jänner 1981 nimmt sie sich im Alter von 22 Jahren das Leben. Woodman hinterlässt ein außergewöhnliches Werk bestehend aus Fotografien, Videos, Künstlerbüchern und Zeichnungen.

Für die Publikation ist es gelungen, namhafte Autorinnen und Autoren zu gewinnen: Elisabeth Bronfen (Universität Zürich), Gabriele Schor (Leiterin Sammlung Verbund, Wien), Beate Söntgen (Leuphana Universität Lüneburg), Abigail Solomon-Godeau (Paris), Johannes Binotto (Universität Zürich), Betsy Berne (New York). Die Publikation erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln auch in einer englischen Version und enthält 150 Abbildungen.

Francesca Woodman
Werke aus der Sammlung Verbund
30. Januar bis 21. Mai 2014