Rubenspreis der Stadt Siegen für Miriam Cahn

Der Schweizer Künstlerin Miriam Cahn wird im Juni 2022 der 14. Rubenspreis der Stadt Siegen verliehen. Der Rubenspreis geht seit 1957 alle fünf Jahren an einen in Europa lebenden Künstler oder eine Künstlerin für ihr Gesamtwerk mit Schwerpunkt Malerei und Grafik. Der renommierte Kunstpreis ist mit 25.000 Euro dotiert, verbunden mit einer Publikation und einer Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Siegen. Eine Fachjury einigte sich auf die 1949 in Basel geborene Künstlerin als neue Preisträgerin.

In der Begründung heisst es: "Miriam Cahn vertritt eine eigensinnige malerische Position von großer Ausdruckskraft. Dabei verbinden sich subjektive Wahrnehmungen und Empfindungen mit gesellschaftlichen und politischen Fragen. Im Zentrum steht der Körper in seiner Fragilität und Ausgesetztheit, auch gegenüber äußeren Faktoren, wie sich insbesondere in den Arbeiten zur Situation von Geflüchteten zeigt. Das Verhältnis von menschlichem Körper und Maschine ist ebenso Thema wie das Organische, auch im Sinne einer Verbindung von menschlichen und nicht-menschlichen Wesen. Von Anfang ihrer Entwicklung an hat Cahn eine bewusst feministische, unabhängige und kompromisslose Haltung eingenommen. Ihre Malerei hat sich frei von akademischen Regeln und Ästhetiken in unterschiedlichsten Formen und Materialien entfaltet."

Cahn gehört seit den 1970er Jahren zu den meist beachteten Kunstpositionen der Schweiz und wird heute als eine der weltweit bedeutendsten Künstlerinnen angesehen. Sie war 1982 bereits zur Documenta 7 in Kassel eingeladen und 1984 auf der Venedig Biennale vertreten. Ihr Werk wurde seitdem in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter Museum of Modern Art, New York (1984), Kunsthaus Zürich (1993), Fundación La Caixa, Madrid (2003) oder Neue Nationalgalerie, Berlin (2004). Zudem war Miriam Cahn auf der Documenta 14, Kassel (2017), und der 21. Biennale of Sydney (2018) vertreten. Allein 2019 war Cahn mit großen Ausstellungen in ganz Europa zu sehen, darunter das Kunstmuseum Bern, das Kunsthaus Bregenz, das Reina Sofía Madrid, das Haus der Kunst München und die Nationalgalerie für Moderne Kunst Warschau. In diesem Jahr zeigt The Power Plant, Toronto eine umfangreiche Einzelpräsentation der Künstlerin.

Der Rubenspreis der Stadt Siegen

Der 1955 ins Leben gerufene Rubenspreis der Stadt Siegen gehört zu den renommiertesten internationalen Kunstpreisen. Er wird alle fünf Jahre einem Maler/einer Malerin oder einem Graphiker/einer Grafikerin zugesprochen, die sich im europäischen Kunstschaffen durch ein wegweisendes künstlerisches Lebenswerk ausgewiesen haben. Die Auszeichnung erinnert an den Maler-Diplomaten Peter Paul Rubens, der in Siegen geboren wurde und der als Hauptmeister der europäischen Barockmalerei jene künstlerischen Maßstäbe gesetzt hat, denen die Preis-Verleihung seit 1957 verpflichtet ist.
Bisher erhielten Hans Hartung (1957), Giorgio Morandi (1962), Francis Bacon (1967), Antoni Tápies (1972), Fritz Winter (1977), Emil Schumacher (1982), Cy Twombly (1987), Rupprecht Geiger (1992), Lucian Freud (1997), Maria Lassnig (2002), Sigmar Polke (2007), Bridget Riley (2012) und Niele Toroni (2017) den Rubenspreis der Stadt Siegen.

Das Museum für Gegenwartkunst Siegen besitzt mit der Sammlung Lambrecht-Schadeberg wichtige und umfangreiche Werkgruppen aller Rubenspreisträger und Rubenspreisträgerinnen. Derzeit bietet die Sammlung mit über 300 Arbeiten einen guten Überblick über das Schaffen der Ausgezeichneten. Arbeiten der neuen Preisträgerin werden diese Sammlung künftig ergänzen.