Rolf Nesch. Ein stiller Revolutionär

Rolf Nesch (1893 Oberesslingen a. N. – 1975 Oslo) wird neben Edvard Munch zu den bedeutendsten Künstlern Norwegens gezählt. Ab den frühen 1920er-Jahren beschäftigte sich der ehemalige Meisterschüler von Oskar Kokoschka mit den grafischen Techniken. Während eines Aufenthalts bei Ernst Ludwig Kirchner in der Schweiz fokussierte sich Nesch auf die Druckgrafik und lernte selbst zu drucken. Es sollte dieses Medium sein, das ihm bald seinen künstlerischen Durchbruch bereiten würde: Mit seiner Erfindung des Metalldrucks revolutionierte Nesch die Druckgrafik und fand zu einer einzigartigen künstlerischen Formensprache.

Nachdem bereits 1933 eine Ausstellung, in der Nesch mit mehreren Arbeiten vertreten war, von den Nationalsozialisten geschlossen wurde, entschied sich der Künstler zur Emigration nach Norwegen. Dort durchlebte er schwierige Zeiten – es dauerte viele Jahre, bevor er die uneingeschränkte Anerkennung seiner Arbeit erhielt und sich damit auch der wirtschaftliche Erfolg einstellte. Doch trotz der Umstände war Nesch voller Experimentierfreude und Schaffensdrang – die neue Heimat war eine große Inspirationsquelle. Hier gelang es dem Künstler, sein spezifisches Druckverfahren weiterzuentwickeln und daneben eine völlig neue Werkgruppe, die sogenannten Materialbilder, zu erschaffen.

Internationale Erfolge wie die Teilnahme an der documenta I, II und III und der Biennale in Venedig spiegeln seine breite Anerkennung zu Lebzeiten. Nun will die Ausstellung den Künstler und sein Werk wieder in Erinnerung rufen und seinen herausragenden Beitrag zur experimentellen Erweiterung und Revolutionierung grafischer Techniken herausstellen. Nach einer vorangegangenen Station im Kunsthaus Stade im Norden Deutschlands, der überhaupt ersten Präsentation dieser größten Nesch-Sammlung außerhalb Norwegens, präsentiert die Reutlinger Ausstellung die Werke aus den Beständen des Hamburger Privatsammlers Klaus Friedrich Meyer in unmittelbarer Nachbarschaft zum Geburtsort des Künstlers der Öffentlichkeit.

Im Kunstmuseum Spendhaus liegt der Fokus auf den späten Metalldrucken Rolf Neschs. Daneben werden aber auch einige seiner frühen Arbeiten gezeigt.


Rolf Nesch. Ein stiller Revolutionär
Die Sammlung Klaus Friedrich Meyer
25. Oktober 2014 bis 11. Januar 2015