Ringturm Kunst

Mit mehr als hundert ausgewählten Werken präsentiert das Leopold Museum erstmals einen umfassenden Querschnitt aus der über 5.000 Werke umfassenden Kunstsammlung der Vienna Insurance Group. Seit den 1920er Jahren engagiert sich die Vienna Insurance Group (ehemals Wiener Städtische Versicherung) im Bereich der Kunst- und Künstlerförderung. Daraus entwickelte sich eine rege Sammeltätigkeit, die zu einer bemerkenswerten Firmensammlung mit Schwerpunkt auf Malerei und Grafik von 1945 bis zur Gegenwart führte.

Die Sammlung ist großteils im nach Plänen von Erich Boltenstern 1955 errichteten Hauptsitz der Versicherung – dem Ringturm – untergebracht und beinhaltet u.a. Werke von KünstlerInnen wie Irene Andessner, Christian Ludwig Attersee, Herbert Boeckl, Herbert Brandl, Lorenz Estermann, Franz Grabmayr, Robert Hammerstiel, Rudolf Hausner, Peter Kogler, Oskar Kokoschka, Ulrike Lienbacher, Maria Theresia Litschauer, Marco Lulic, Josef Mikl, Alois Mosbacher, Hermann Nitsch, Oswald Oberhuber, Florentina Pakosta, Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Hubert Scheibl, Eva Schlegel, Hubert Schmalix, Hans Staudacher, Peter Weibel, Max Weiler und Otto Zitko.

Die Aufbruchsjahre um und nach 1945 sind in der Sammlung der Vienna Insurance Group mit bedeutenden Werken von Oskar Kokoschka, Herbert Boeckl, Arnulf Rainer, Giselbert Hoke und Max Weiler vertreten. Beispiele der Malerei der 1960er und 1970er Jahre vermitteln Werke von Hans Staudacher, Oswald Oberhuber, Georg Eisler, Robert Hammerstiel und Franz Grabmayr.

In den 1980er Jahren überraschen die dynamischen, zum Teil figurativen Arbeiten der "Neuen Wilden", darunter Werke von Hubert Schmalix, Alois Mosbacher, Erwin Bohatsch, Alfred Klinkan, Hubert Scheibl und Herbert Brandl. Einen deutlichen Schwerpunkt setzt die Sammlung der Vienna Insurance Group im Bereich der gegenstandslosen Malerei von 1990 bis heute, wie etwa die Arbeiten von Josef Mikl, Markus Prachensky, Hermann Nitsch, Otto Zitko, Drago J. Prelog oder Martha Jungwirth eindrucksvoll zeigen.

Zugleich sind die 1990er Jahre von minimalistischen Positionen charakterisiert, etwa von Sabina Hörtner, Florentina Pakosta, Gerold Tagwerker, Marco Lulic oder Jakob Gasteiger. Die Emanzipation der Konzeptkunst als eigenständige Gattung hat die Kunstrichtung der jüngeren Moderne nachhaltig revolutioniert und wird in der Ausstellung unter anderem an Beispielen von Meina Schellander, Peter Weibel, Julius Deutschbauer, Peter Kogler und Werner Otto Zitko, Ohne Titel, 2008 Reiterer exemplifiziert.

Bedingt durch den Siegeszug von Film und Computer zeigt sich in den 1990er Jahren auch ein neues Interesse an figurativer Darstellung, die sich wie selbstverständlich der Neuen Medien bedient und einen eher ironisch-kritischen Ansatz verfolgt. Wichtige Vertreter sind unter anderen Andrea Kalteis, Deborah Sengl, Gerda Leopold, Ulrike Lienbacher, Peter Sengl und Robert Zeppel-Sperl.

Auch die intensive Auseinandersetzung zeitgenössischer KünstlerInnen mit Fotografie spiegelt sich in der Sammlung wider, wie etwa die Fotoarbeiten von Irene Andessner, Maria Theresia Litschauer, Gerhard Trumler beziehungsweise die mit Fotografie verwandten Arbeiten von Eva Schlegel, Ilse Haider oder Lorenz Estermann zeigen. Seit den 1970er Jahren fanden auch die Vertreter des Phantastischen Realismus, darunter Rudolf Hausner, Arik Brauer oder Helmut Leherb, Eingang in die Sammlung der Vienna Insurance Group.

In jüngster Zeit wurde der Ringturm selbst wiederholt zum Ziel künstlerischer Auseinandersetzung. 2001 bereicherte Johannes Deutsch den Eingangsbereich mit einer eindrucksvollen Fassadeninstallation. 2006 verhüllte Christian Ludwig Attersee den Ringturm temporär mit einem überdimensionalen Sujet, 2007 folgte die Verhüllung von Robert Hammerstiel und 2008 wurde der Ringturm nach einem Entwurf von Hubert Schmalix verhüllt.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Textbeiträgen von Carl Aigner, Marion Geier, Barbara Hagen-Grötschnig, Nina Kirsch, Franz Smola und Sandra Tretter.

Ringturm Kunst
21. Oktober 2010 bis 14. März 2011