Reiselust und Sinnesfreude

Als "Dreigestirn des deutschen Impressionismus" sind Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt in die Kunstgeschichte eingegangen. Die drei Maler waren die treibenden Kräfte der Berliner Secession und revolutionierten die Kunst zur Zeit des Kaiserreiches. Ausgehend von der neuesten französischen Malerei, fanden Corinth, Liebermann und Slevogt zu einer Freiheit des Pinselstrichs und atmosphärischen Lichtwirkungen, die kennzeichnend für den Impressionismus sind.

Dabei entwickelte jeder der drei einen ganz persönlichen Stil: Max Liebermanns (1847–1935) lichtdurchflutete Landschaften und prägnante Menschendarstellungen sind von seinen Reisen nach Holland geprägt. Eines seiner Lieblingsmotive war jedoch auch sein reich mit Blumen geschmückter Garten am Berliner Wannsee, der in seinen Bildern zu einem wahren Fest der Farben wird. Der mehr als zehn Jahre jüngere Lovis Corinth (1858–1925) zeigte sich noch unbändiger: Sein äußerst pastoser Farbauftrag und der expressive Pinselstrich lassen in seinen Akten, Stillleben und Landschaftsbildern die berstende Energie des Malprozesses spüren.

Max Slevogt (1868–1932) wandte sich neben seinem Interesse für das Theater- und Musikgeschehen seiner Zeit besonders der Landschaft zu, die er während seiner Aufenthalte auf dem Landgut der Familie in Godramstein in der Pfalz und später auf Neukastel in flüchtigen, atmosphärischen Darstellungen festhielt. Folgenreich war für ihn jedoch auch eine Reise nach Ägypten 1914, auf der zahlreiche Aquarelle entstanden.

Alle drei Künstler waren nicht nur vom pulsierenden Berliner Leben, sondern auch von ihren Reisen und Landaufenthalten maßgeblich geprägt. Die Ausstellung zeigt, mit welcher Lust sie neue und bekannte Landschaften in sich aufnahmen und in farbenprächtigen Bildern verarbeiteten. Der Sinnlichkeit der impressionistischen Malweise mit dem offenen, sichtbar bleibenden Pinselstrich und der satten Ölfarbe entspricht die Auffassung des Motivs: Die Ausstellung zeigt neben den Landschaftsbildern Akte, Menschen- und Tierdarstellungen ebenso wie Stillleben, in denen sich das sinnliche Lebensgefühl und die Freude am Genuss zur Zeit des Fin de Siècle verdichten.

Etwa 100 Werke der bahnbrechenden Maler aus 25 deutschen Museen und Privatsammlungen sind in der Kunsthalle Jesuitenkirche versammelt und bieten einen einmaligen Einblick in das Schaffen der drei bedeutendsten deutschen Impressionisten. Neben den Gemälden präsentiert die Ausstellung auch Zeichnungen und Druckgrafiken, die als eigenständige Ausdrucksmittel das Verständnis ihres künstlerischen Anliegens vertiefen. Oft vernachlässigt, bieten gerade diese Papierarbeiten in ihren feinen Schwarz-Weiß-Werten ein intimes, sinnliches Vergnügen.

Ein 200-seitiger Katalog mit über 100 Abbildungen und ausführlichen Texten begleitet die Ausstellung. Er ist in der Kunsthalle Jesuitenkirche zum Preis von 25,80 EUR erhältlich.

Reiselust und Sinnesfreude
Corinth – Liebermann – Slevogt
21. Januar bis 9. April 2012