Rebecca Horn

Rebecca Horn zählt zu den außergewöhnlichsten und vielseitigsten Künstlerinnen ihrer Generation. Das Kunstforum Wien widmet ihr die erste umfassende Werkschau seit knapp 30 Jahren in Österreich.

Bekannt wurde Horn 1972 als jüngste Teilnehmerin der epochemachenden "documenta 5" unter dem Titel "Individuelle Mythologien" – kuratiert von Harald Szeemann. Sie war eine der wenigen Künstlerinnen – neben Hanne Darboven, Eva Hesse, Agnes Martin und Katherina Sieverding – die mit Arbeiten in Kassel vertreten waren.

Mit ihren frühen Körperinstrumenten und Performances, über ihre Spielfilme und kinetischen Skulpturen, bis hin zu ortsspezifischen Installationen, aber auch mit ihren intimen Zeichnungen und Gedichten ist Horns Œuvre mehr als facettenreich. In ihrer mittlerweile fünfzig Jahre andauernden Praxis hat die Künstlerin einen ihr eigenen, symbolisch aufgeladenen Kosmos geschaffen, in dem Realität und Fiktion ineinander übergehen und Dualismen wie Materie/Geist, Subjekt/Objekt, oder weiblich/männlich überschritten werden. Ihr Arbeiten ist ein wachsendes Geflecht aus Objekten, Motiven und Themen, die von der Künstlerin immer wieder neu aufgegriffen werden. Sie knüpft dabei zahlreiche Beziehungen zu Kunst-, Literatur- und Filmtraditionen – ebenso wie zur Mythologie und Märchenwelt.

Im Zentrum ihrer frühen Arbeiten stand die Auseinandersetzung mit den Grenzen des Körpers und dessen sinnlicher Wahrnehmung. In den Performances wurden bestimmte Bewegungsabläufe isoliert und mit äußerster Präzision ausgeführt. Mit ihren Körperapparaten choreografierte Horn Prozesse des Ver- und Enthüllens, Gefangennehmens und Befreiens – etwa in Form eines sich langsam spreizenden Federkleides wie in "Paradieswitwe" (1975). Ende der 1970er-Jahre erweitert Horn ihre Beschäftigung mit den filmischen Möglichkeiten, nachdem sie bereits ihre frühen Aktionen in diesem Medium dokumentiert hat, entstehen nun in Folge drei Spielfilme unter ihrer Regie.

Ab 1982 entstanden zahlreiche kinetische Objekte, die obwohl unabhängige Arbeiten, auf den Kosmos Film bezogen bleiben. Rauminstallationen und diese Objekte bilden in den folgenden Jahren Horns primäre künstlerische Ausdrucksform und prägen ihr Werk bis heute. Besonders Emotionen – die Bewegungen des Gemüts von Freude bis Angst, Lust und Schmerz – werden mit feinmechanischer Präzision inszeniert.

Seit 1986 spielen Horns Malmaschinen eine wesentliche Rolle in dem transformativen Prozess, der ihr Werk kennzeichnet. Ihre Arbeiten stehen immer im Bezug zu ihrem Gesamtwerk, sie schafft ein ständig wachsendes Netz an Assoziationen, in dem sie des Öfteren frühe Performances und bestehende Objekte überarbeitet oder wieder aufgreift. Seit den 1990er-Jahren entstehen vermehrt großformatige Installationen und Arbeiten in situ im öffentlichen Raum. Eine völlig neue Werkgruppe entsteht ab 2017, die für sich alleine steht und keine Rückgriffe auf das frühere Werk beinhaltet – "Die Hauchkörper": Dünne Messingstangen mit Spitzen an den Enden, die sich wie durch einen leichten Windhauch hin und her wiegen.

Die Ausstellung "Rebecca Horn" möchte einen umfassenden Einblick in das Werk der Künstlerin vermitteln. Die Multimedialität und die das Werk durchziehenden Querverbindungen Horns sind ein wesentliches Augenmerk dieser Werkschau, so sollen sowohl die anfangs eher dokumentarisch angelegten Filme zu den Performances und Aktionen gemeinsam mit den später entstandenen Spielfilmen, Skulpturen und Installationen gezeigt werden. Auch das grafische Werk der Künstlerin wird präsentiert.

Rebecca Horn
28. September 2021 bis 23. Jänner 2022