Politiker - Dämonen - Parasiten

"Thomas Hobbes. Soziale Emergenz II" (2003) lautet der Titel eines der beiden Werke, für welche Thomas Feuerstein den RLB-Hauptpreis 2006 erhielt. Das Kunstforum Ferdinandeum beabsichtigt künftig den Hauptpreisträger des Kunstpreises der RLB Tirol im Jahr nach der Preisverleihung eine Ausstellung zu widmen. Mit Thomas Feuerstein startet diese Kooperation.

Die Figur des Tricksters, der die Welt verändert, keine Moral und Gesetze kennt, ist der Protagonist der Ausstellung "Trickster" in der Studiogalerie und in der Modernen Galerie des Ferdinandeums. Das Wort "Trickster" (engl. Gauner, Schelm) bezeichnet eine göttliche oder mit übernatürlichen Eigenschaften ausgestattete Mythen-Gestalt, die sich vor allem durch ihren Listenreichtum, aber auch durch ihre Tölpelhaftigkeit auszeichnet. Der Trickster ist eine ambivalente Figur. Er verkörpert das Prinzip der Vereinigung von Gegensätzen. Er ist weder gut noch böse, er listenreich und zugleich ein Tölpel.

Die Geschichte der Kunst erzählt von zahlreichen Tricks: Kunstwerke verführen und betrügen, verunsichern die Wahrnehmung, stören soziale Ordnungen und moralische Werte, provozieren Unruhe oder verunreinigen Kategorien und Systeme. In der Kunst werden sie hintergangen, bestohlen und verlacht. In der zeitgenössischen Kunst hat nach Lewis Hyde der Künstler die Rolle des Tricksters übernommen, zumindest jener Künstlertyp, dessen Material gesellschaftliche Parameter bilden, die er verformt und überschreitet.

Als diabolischer und widersprüchlicher Anti-Held eines nondualistischen Handelns verkörpert der Trickster gegenwärtige Befindlichkeiten, die ihn für Thomas Feuerstein und seiner künstlerischen Methode der "konzeptuellen Narration" zu einem geeigneten Protagonisten der Ausstellung machen. Das Trickster-Prinzip, das die Trennung zwischen Dingen und Zeichen, Fakten und Fiktionen aufhebt, liefert den Metatext für die Ausstellung, die sich in die drei "Kapitel" Politiker, Dämonen, Parasiten gliedert. Der Begriff Politiker ist hier in einem erweiterten Sinne zu verstehen und zielt auf Fragen der Organisation beziehungsweise des Wechselverhältnisses zwischen Individuum und Sozietät. In der Ausstellung werden zu diesem "Kapitel" neue Arbeiten aus der Serie "Körperlose Organe" gezeigt, die ausgehend von Atom- und Molekülmodellen eine "soziale Physik" und "politische Mengenlehre" als Spiel zwischen Ordnung und Entropie entwerfen.

Für Innsbruck hat Thomas Feuerstein für die vom Museum bespielte Werbetafel vor dem Hautbahnhof ein Motiv angefertigt. Mit dem Projekt "7,44 x 2,60: Screen" bespielen die Tiroler Landesmuseen seit 2005 einen öffentlichen Platz inmitten der Stadt Innsbruck. Die Werbefläche dient als Schauplatz eines künstlerischen Innehaltens. Es geht um die Positionierung von Kunst an einem Ort des Ankommens und Wegfahrens, einem Ort an dem Geworben und Beworben wird.
Eine Drehscheibe der Kommunikation und Präsentation, ein Fenster zur Stadt.


Thomas Feuerstein - Trickster
4. Juli bis 2. September 2007
Studiogalerie / Moderne Galerie