19. Juli 2013 - 2:59 / Ausstellung / Fotografie 
18. April 2013 21. Juli 2013

Aufgewachsen in Nordengland in den 70er und 80er Jahren, gelten Phil Collins (*1970 in Runcorn, UK) Interessen der Musik, dem Fernsehen und im weitesten Sinne der Popkultur, die in dieser Zeit gründet. In seinen Filmen und Fotografien untersucht er das Verhältnis von Mensch und Kamera und die Eigenschaften des jeweiligen Mediums im alltäglichen Kontext. Durch die Instrumentalisierung der Unterhaltungsindustrie führt er vor, wie Strategien populärer Medien in einem künstlerischen Kontext kritisch eingesetzt werden können.

Im Mittelpunkt steht dabei immer der direkte Kontakt zu seinen Mitmenschen, die an den projekthaft angelegten Arbeiten partizipieren und zu Protagonisten seiner Arbeiten werden. Collins reist in entlegene Orte, häufig Gebiete des politischen Konflikts, wo sich Wandlungsprozesse vollziehen, die sein Interesse geweckt haben. Vor Ort versucht er durch Zeitungsannoncen und Castings eben die Individuen zu erreichen und für seine Arbeiten zu gewinnen, die auch Selbstzweck in dieser häufig sehr emotional aufgeladenen Auseinandersetzung sehen.

Für seine Ausstellung im Museum Ludwig wird die neue Arbeit "my heart’s in my hand, and my hand is pierced, and my hand’s in the bag, and the bag is shut, and my heart is caught", in Köln produziert, bei der er auf die Partizipation der Bewohner der Stadt angewiesen ist. Dafür hat er in der Obdachlosenunterkunft GULLIVER unweit des Museums eine Telefonzelle installiert, die von den Gästen für kostenlose Ferngespräche genutzt werden kann, unter der Bedingung, dass die Gespräche aufgezeichnet und anonymisiert wiederverwendet werden dürfen.

Das Material, das anschließend von verschiedensten Musikern verarbeitet und musikalisch interpretiert wird, soll den Besuchern in der Ausstellung auf Vinylschallplatten in eigens gebauten Hörkabinen präsentiert werden, in die sie sich innerhalb des Museums zurückziehen können. Phil Collins setzt der Kurzlebigkeit der heutigen oft unverbindlichen Kommunikation per SMS und den ständigen Kurzanrufen von Smartphone zu Smartphone ganz bewusst ein
analoges, verlangsamtes Moment entgegen, was durch das fast schon anachronistische Medium der LP noch verstärkt wird.

Zu seinen bisherigen Kollaborateuren zählen unter anderem Personen, deren Leben von Reality-TV-Sendungen zerstört wurde (The Return of the Real, 2006), die Erlebnisse über eine Teleshopping-Sendung erworben haben (This Unfortunate Thing Between Us, 2011) und The Smiths-Fans aus der ganzen Welt (The World Won’t Listen, 2005). Seine Arbeiten sind dabei aber nie verurteilend, vielmehr spiegeln sie Collins eigene Faszination für die Formate und Formen der Unterhaltungsindustrie, deren Umgang mit dem Individuum und ihrer Ausprägungen und Folgen.

In every dream home a heartache
18. April bis 21. Juli 2013

Museum Ludwig Köln
Bischofsgartenstrasse 1
D - 50667 Köln

W: http://www.museum-ludwig.de

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  •  18. April 2013 21. Juli 2013 /
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This Unfortunate Thing Between Us, 2011. Still from a live TV broadcast, 60 min.; Courtesy Shady Lane Productions
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This Unfortunate Thing Between Us, 2011. Performance in two parts and live television broadcast, 15 & 16 September 2011, Hebbel am Ufer Berlin / ZDFkultur. Photo: Ivana Kli?kovi?.; Courtesy Shady Lane Productions
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This Unfortunate Thing Between Us, 2011. Performance in two parts and live television broadcast, 15 & 16 September 2011, Hebbel am Ufer Berlin / ZDFkultur. Photo: Ivana Kli?kovi?.; Courtesy Shady Lane Productions
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This Unfortunate Thing Between Us, 2011. Installation view, Artes Mundi 5, Chapter Art Centre, Cardiff, 2012; Courtesy Shady Lane Productions