Nach der installativen Auftaktausstellung der taiwanesischen Künstlerin Chin Tsao geht es im Programmjahr 2024 im Kunstraum Remise in Bludenz mit einer weiteren jungen internationalen Position weiter. Mit dem 1995 in Ettelbruck in Luxemburg geborenen Künstler Alex Macedo präsentiert die Künstlerinnenkuratorin Luka Jana Berchtold nun einen portugiesisch-luxemburgischen Maler, der aktuell in Wien lebt und arbeitet und erst vor wenigen Monaten das Diplom an der Universität für angewandte Kunst in Wien absolviert hat.
Macedo zeigt im Kunstraum Remise unter dem Titel „Past Dawn“ - übersetzt „nach der Morgendämmerung“ - hauptsächlich neue Arbeiten, die noch nie öffentlich zu sehen waren. Die Gemälde sind alle „s.T.“, also „Sem Titulo“, was soviel wie „ohne Titel“ bedeutet. In Erweiterung zu den Malereien liegt eine kleine Publikation mit einem vom Künstler selber verfassten erzählerischen Text auf. Kuratorin Berchtold dazu: „Dieser Text übernimmt, wenn man so will, die Funktion, die ansonsten Titel erfüllen: er öffnet neue Türen und schafft Räume, um die Arbeiten aus anderen Perspektiven zu betrachten.“
Maltechnisch erinnern die Gemälde Macedos mitunter an die Alten Meister der Renaissance oder Barockzeit. Der Künstler arbeitet hauptsächlich mit Öl auf Leinwand, Kupfer oder Aluminium und bedient sich der traditionellen Technik des Lasierens. Durch die Schichtung von gebranntem Umbra und anderen transparenten Ölfarben erzeugt der Künstler ein symbiotisches Zusammenspiel von hellen und dunklen Tönen, das auf der Leinwand eine Leuchtkraft von innen heraus bewirkt.
Durch das gezielte Entfernen von Umbra-Schichten von der Oberfläche können die helleren Untertöne im Vordergrund durchscheinen, was den Bildern eine besondere atmosphärisch-visuelle Wirkung verleiht. Zusätzlich verwendet er eine dicke und deckende Auftragung von weißer Farbe, um den flachen Tiefeneindruck der Oberfläche zu kontrastieren.
Inhaltlich schöpft der portugiesisch-luxemburgische Kunstschaffende aus einem breiten Spektrum an Motiven. Zeitaktuelle Klischeebilder aus der Pop-, Film-, Mode- und Sportwelt sowie den sozialen Medien kombiniert er dabei mit ikonographischen Elementen aus der Kunstgeschichte wie beispielsweise Vanitas-Stillleben oder Sujets aus der Sakralkunst.
Durch die Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart fordert Macedo die Betrachter auf, über das Wechselspiel von Tradition und Moderne nachzudenken und die Grenzen zwischen religiöser Symbolik und der Ikonografie der Popkultur zu verwischen. Mit dieser Fusion regt Alex Macedo eine Neubetrachtung der in unserer kollektiven visuellen Kultur eingebetteten Erzählungen und Bedeutungen an.
Mit dem Gemälde „s.T.“ zum Beispiel, das den Untertitel „Filmstill aus ‚Vitalina Varela‘ von Pedro Costa“ trägt, verweist Macedo auf den bildgewaltigen Film des portugiesischen Regisseurs Pedro Costa. In diesem Streifen, der die berührende Geschichte der aus dem Inselstaat Kap Verde stammenden Vitalina Varela nacherzählt, könnte jedes Still als Bild für sich bestehen. Alex Macedo versteht es hier, so wie auch bei vielen anderen, ein Motiv aus einem vielfach ausgezeichneten zeitgenössischen Film mit einem klassischen Motiv der Vergänglichkeit zu verschmelzen.
Macedo hat seine Werke bereits in Österreich, der Schweiz, Deutschland und Portugal gezeigt. Zu seinen jüngsten Ausstellungen zählen die Einzelschau „L'orage est parti“ im Franz-Josefs-Kai-3 in Wien sowie Gruppenausstellungen im Vinvin (Wien) und im Ostra (Lissabon, Portugal).
Alex Macedo: „Past Dawn“
1. März bis 14. April 2024
Eröffnung: 29.02., 20.00 Uhr
Mi-Sa, So u. Fe 15-18
Kuratierende Künstlerin: Luka Jana Berchtold