Paris um 1900

Eugène Atget (1857-1927) zählt zu den grössten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Berühmt geworden ist er vor allem durch seine Ansichten des "alten Paris", die schon zu seinen Lebzeiten bei Sammlern begehrt waren und vielen Malern als Vorlagen für ihre Werke dienten. Dem alten Paris, dem Vor-Haussmannschen-Paris galt seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Zu Lebzeiten nur einem engen Kreis von Historikern, Künstlern und Konservatoren von Museen und Bibliotheken bekannt, hielt Atget in unermüdlicher Arbeit den Teil des alten Paris mit seiner Kamera fest, der im Verschwinden begriffen war: Denkmäler, pittoreske Winkel der Stadt und versteckte Innenhöfe, aber auch Schaufensterauslagen, Ladenschilder und Türklopfer, Strassenhändler, Prostituierte und Jahrmarktsbuden – und nicht zuletzt die romantischen Landschaften des Parc de Saint-Cloud in der Umgebung von Paris. Es sind Bilder, die von einem besonderen Gespür für das Kulturerbe zeugen.

Erst kurz vor seinem Tod erkannte man seinen singulären Rang, verstärkt ab den dreissiger Jahren wurde er zum Vorbild und zur unerschöpflichen Quelle der Inspiration für so unterschiedliche Fotografen wie Berenice Abbott, Walker Evans, Lee Friedlander, Robert Doisneau, Bernd und Hilla Becher. So übte er nachhaltigen Einfluss auf die Fotografie des 20. Jahrhunderts aus. Der in Anlehnung an den naiven Maler Henri Rousseau oft als "Rousseau der Fotografie" bezeichnete Atget wurde schon früh von Robert Desnos, Walter Benjamin und den Surrealisten gefeiert.

Eine von der Bibliothèque nationale de France und den Kuratoren Sylvie Aubenas / Guillaume Le Gall anlässlich von Atgets 150. Geburtstag und 80. Todestag zusammengestellte Ausstellung und das begleitende Buch präsentieren eine umfassende Synthese seines umfangreichen Werks und lassen das alte Paris in wunderbaren Bildern an uns vorbeiziehen.

Die Ausstellung umfasst rund 350 Werke. Sie wird parallel zur Ausstellung "Jedermann Collection – Set 5 aus der Sammlung des Fotomuseum Winterthur" gezeigt. Eine Ausstellung, die die konzeptuelle Fotografie der 1960er und 1970er vorstellt – mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mehrheitlich auf Atget beziehen. Es werden also nicht nur eine umfangreiche Retrospektive von Eugène Atget gezeigt, sondern auch die umfangreichen Folgen und Auswirkungen seines Werkes. Eine einmalige Gelegenheit, die Spannbreite der Fotografie im 20. Jahrhundert mitzuerleben.

Eine Ausstellung der Bibliothèque nationale de France – Galerie de photographie


Eugène Atget – Paris um 1900 (Retrospektive)
1. März bis 25. Mai 2008