Nude Visions

Die Ausstellung "Nude Visions" lädt den Besucher zu einer Reise durch die Kollektion von Körperbildern aus der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums ein. Mehr als 250 Fotografien, Mappenwerke mit gedruckten Aktstudien sowie zentrale Beispiele aus der rund 700 Bände umfassenden Aktbibliothek aus dem 19. und 20. Jahrhundert werden in sieben Kapiteln von den Anfängen bis heute vorgestellt.

Das Abbild des nackten Leibes umgibt die Aura des Skandals und stellt seit jeher ein Politikum dar, wobei Darstellungen entblößter Körper in ihren historischen Zusammenhängen unterschiedliche Signale senden: Die im Kontext der Body-Art und Performance arbeitenden Fotokünstler der 1970er Jahre erklärten die Unmittelbarkeit der eigenen körperlichen Erfahrung zur politischen Notwendigkeit. Im Rückblick betrachtet kommt deren Arbeit einem letzten großen Ringen mit dem sich auflösenden Subjektbegriff vor der postmodernen Wende gleich.

Auch die Räume des Privaten werden mittlerweile anders ausgeleuchtet als noch vor 25 Jahren. Der Fotograf Thomas Ruff thematisiert mit seinen Arbeiten, die er durch digitale Bearbeitung einer Unschärfe unterzieht, den Exhibitionismus, der in den Internetforen bis zur pornografischen Selbst- und Fremdentblößung geht. "Nude Visions" zeigt, dass das Abbilden des nackten menschlichen Körpers auch immer etwas mit der Erforschung des (Selbst-)Verständnisses des Menschen und seiner Rolle in der Gesellschaft zu tun hat.

"Ohne Zweifel vermag nichts den Blick so auf sich zu lenken, wie der nackte menschliche Körper". Diese genau einhundert Jahre alte Äußerung hat bis in die Gegenwart Gültigkeit. Eine Ausstellung von Aktfotos im Museum macht sich diesen Umstand zunutze und bleibt eine Gratwanderung zwischen Aufklärung, Anregung und Schaulust. Zugleich dokumentiert sie den Wandel von Schönheitsidealen und Moralvorstellungen.

Zur Ausstellung erscheint im Kehrer-Verlag, Heidelberg, eine von Ulrich Pohlmann und Rudolf Scheutle herausgegebene Publikation mit 220 Abbildungen sowie mit Aufsätzen von Margarete Gröner, Ulrich Pohlmann, Rudolf Scheutle und Petra Steinhardt.

Nude Visions
14. Dezember 2010 bis 30. Januar 2011