Neue Arbeiten von Karl-Heinz Ströhle in der Galerie.Z

Im Frühjahr kehrte Karl-Heinz Ströhle von seinem mehrmonatigem Aufenthalt in Tokyo, der ihm durch ein Stipendium des Bundesministeriums ermöglicht worden war, nach Wien zurück. Mit im Gepäck hat der gebürtige Bregenzer neue Arbeiten, die unter dem Einfluss der Situation in Japan entstanden sind. Eine Auswahl dieser für ihn typischen Monoprints zeigt die Galerie.Z in Hard ab September.

Karl-Heinz Ströhle ist Absolvent der Hochschule für Musik und darstellende Kunst am Mozarteum in Salzburg sowie der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo er bei Bazon Brock studierte. Seine künstlerische Laufbahn startete er mit "Streifenbildern", die vornehmlich in Schwarz- Weiß gehalten waren und entfernt mit Strichcodes assoziiert werden können. Das von ihm entworfene Baunetz mit abstrakten Streifenmustern, das die Baustelle des neuen "vorarlberg museum" umhüllte, erinnert an diese Phase. Während dieses Kunstprojekt zwangsläufig temporärer Natur war, sind die auf dem Streifenmuster basierende Gestaltung der Seilbahnstationen der Golmerbahn im Montafon (1995), die diesem Prinzip folgende Wandmalerei im Stadtspital Dornbirn (1999) und auch die Fassade der Kulturbühne "Am Bach" in Götzis (2000) exemplarisch als dauerhafte Beispiele für Kunst im öffentlichen Raum anzuführen. Ströhles zahlreiche Beiträge zu Kunst im öffentlichen Raum sind über die Grenzen Österreichs präsent, wobei sein meisterliches Spiel mit Linie und Raum sowohl eine größere Dimension als auch eine außergewöhnliche Materialität erfährt. Denn für seine Objekte, die sich in einem Zustand der permanenten Transformation (Bazon Brock verwendet dafür den Begriff der Aformation) befinden, verarbeitet er bewegliche Federstahlbänder. Diese formt der Künstler sowohl zu ästhetisch herausragenden Skulpturen wie etwa "drop"- ein imposantes Objekt im Kunstraum Otten in Hohenems- als auch zu Anordnungen, worauf anschließend Bilder aufgesetzt werden. Karl-Heinz Ströhle zwängt und zwingt hierfür die vorgefertigten Bänder kraftvoll ins Bild, woraus ein organisch anmutendes Konglomerat aus gequetschten Bläschenformen (bubbles) entsteht. Die Tatsache, dass sich jegliche Veränderung einer einzigen Form auf alle anderen auswirkt und folglich alle Einheiten miteinander interagieren, macht sich Karl- Heinz Ströhle für seine künstlerische Erforschung des Verhaltens von Gebilden in Zeit und Raum zunutze. Die Bilder, die er während seiner Zeit in Tokyo gefertigt hat, versteht er als lockere Assoziationen zur Situation vor Ort. Ebenso wie seine trotz stabilem Trägermaterial fragil wirkenden Objekte ein unsicheres Gefühl evozieren, ist nach seinem Empfinden die gespannte Wachsamkeit der Bevölkerung in dem seismographisch sensiblen Gebiet allgegenwärtig. Vor diesem Hintergrund und in Kenntnis der latenten Erdbebengefahr schuf er Werke, in die er seine Eindrücke aus dem alltäglichen Leben in Tokyo einfließen lässt. Mit seiner reduzierten Formensprache, die zu seinem Markenzeichen geworden ist, nimmt er eine der traditionell japanischen Kultur entgegengesetzte Position ein. "In Japan dominiert der Manga-Stil, wo alles ziemlich bunt und schrill ist", beschreibt Ströhle die nationaltypische Ausdrucksform. Das Erscheinungsbild der Städte bezeichnet er als recht hässlich, was durch das chaotische Wirrwarr an Drähten und Leitungen noch verstärkt werde. Diese ungeordneten Linien greift er auf, um sie in seine Formensprache zu übersetzen. Technisch gesprochen handelt es sich dabei um Monoprints.
From Tokyo 12. September bis 11. Oktober 2014