Montforter Zwischentöne 2022

Am 1. November starteten die Montforter Zwischentöne in ihren vielseitigen Herbstschwerpunkt. Der weite Bogen der Darbietungen reicht von Konzerten zu Sonnenaufgang und abendlichen Klangwelten, über das Begräbnis der Fakten bis zu musikalischen Dialogen zu Mut, Risiko, Verbundenheit.

Seit ihren Anfängen 2015 eröffnen die Montforter Zwischentöne durch innovative Formate ein weites Feld zeit-, sparten- und kulturübergreifender Klanglandschaften. Der eigene Anspruch regionaler Verbundenheit bei zugleich grenzüberschreitender Anziehungskraft hat sich bewährt und das Festival ebenso stark in Vorarlberg verankert wie diesem international einen ausgezeichneten Ruf verschafft. Seit letztem Jahr zeitlich konzentriert bieten die Montforter Zwischentöne 2022 mit "Sehnsucht und Verwandlung" vom 1. bis 30. November breitgefächerte Interpretationen. Musikalische Größen aus nah und fern treten dabei mit namhaften Persönlichkeiten aus Kunst, Theater und Literatur, Wissenschaft und Medien in einen kreativen Prozess und Dialog. Atmosphärisch bereichert werden die Darbietungen auch heuer wieder durch die gewählten Veranstaltungsorte – vom Dom St. Nikolaus über das fürs Festival speziell gestaltete Alte Hallenbad bis hin zur neuen Stella Vorarlberg Privatuniversität für Musik in Feldkirch. Zudem wird ins Kunsthaus Bregenz, die Kulturbühne AMBACH in Götzis sowie an Küchentische in ganz Vorarlberg geladen.

Mit der "Company of Music" unter Leitung von Johannes Hiemetsberger konnte Österreichs einziges professionelles Vokalensemble – mit eigenem Zyklus im weltweit gerühmten Wiener Konzerthaus – gewonnen werden. Zu den zahlreichen weiteren Künstlerinnen und Künstlern von internationalem Renommee zählen u. a. Bugge Wesseltoft als einer der einflussreichsten und innovativsten zeitgenössischen Jazzmusiker, die ebenso weltweit bekannte tunesische Sängerin Ghalia Benali, der als herausragende Musikerpersönlichkeit unserer Zeit geltende Marino Formenti oder auch der als Mitglied vieler bedeutender Barockensembles weithin geachtete Oboist und Dirigent Alfredo Bernardini. Neben den musikalischen Größen wird bspw. die niederländische Künstlerin Roos van Haaften wieder mit ihrer Licht- und Schatten-Performance bezaubern und die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid eine Totenrede auf das Faktische halten. Zu hören sein wird auch Ariadne von Schirach, eine der prominentesten deutschen Philosophinnen. An "drei Abenden der Weisheit" im neuen Format "Labor für Wandel" treten weiters Olympiasieger und Sportwissenschaftler Toni Innauer, die Philosophin und Bestsellerautorin Melanie Wolfers sowie der Grandseigneur der österreichischen Politikwissenschaft Anton Pelinka in einen reflexiven Dialog mit der Musik.

Überblick über das Programm:

Triumph der Zeit – Oratorium von Georg Friedrich Händel, Montforthaus Feldkirch

Zweifellos eines der Highlights der Montforter Zwischentöne 2022 wird die Aufführung des berühmten Oratoriums von Georg Friedrich Händel – "Il trionfo del Tempo e del Disinganno" sein. Der jugendliche Geniestreich voll übermütiger Leidenschaft ist so zeitlos und berührend wie kein anderes Musikstück des Barockmeisters. Zum großen Hörgenuss unter der musikalischen Leitung an der Oboe von Alfredo Bernardini und der Regie von Ilka Seifert sowie mit dem Konzertdesign und einem Video von Folkert Uhde geladen wird am Samstag, den 19. November von 19 bis 21.30 Uhr.

Zusammenführen von heimischen Musikschaffenden mit internationalen Größen
Eine federführende Rolle bei der Zwischentöne-Neuproduktion des Oratoriums von Händel wird das Ensemble Concerto Stella Matutina einnehmen, mit dem das Festival schon seit vielen Jahren eine enge Kooperation pflegt. Bei "Der Triumph der Zeit" werden Rupert Enticknap als einer der führenden jungen britischen Countertenöre, die österreichische Sopranistin Maria Ladurner, die u. a. 2021 mit dem ersten Preis des John Cage Interpretation Awards ausgezeichnete deutsch-französische Mezzosopranistin Marine Madelin sowie der Berliner Tenor Jan Kobow, Sieger des Leipziger Bachwettberbs, zu hören sein.

Vom Ende zum Anfang. Musikalische Meditationen über die Endlichkeit zu Beginn

Der Auftakt zu den Montforter Zwischentönen am 1. November, von 18 bis 19.15 Uhr im Feldkircher Dom St. Nikolaus. Die "Company of Music" lädt mit Gesängen von Heinrich Schütz sowie Giacinto Scelsi zum Eintauchen in Klanglandschaften weit auseinanderliegender Epochen. Begleitet wird das Vokalensemble vom Domorganisten Johannes Hämmerle, einem lokalen Wegbegleiter des Festivals von internationalem Format.

Alles beginnt mit der Sehnsucht. Konzerte zu Sonnenaufgang an drei Tagen

Auch an den folgenden 3 Tagen ist das "Verbreiten von glückbringenden Klangflüssen" (Die Presse) der "Company of Music" zu erleben, allerdings zu deutlich früher Stunde. Bei den Konzerten zu Sonnenaufgang, jeweils von 7 bis 8 Uhr wird das Ensemble die ganze Vielfalt seines Epochen übergreifenden Repertoires offenbaren. Breit gefächert zeigt sich auch die Auswahl an Texten, die von der bekannten deutschen Film- und Theaterschauspielerin Winnie Böwe im Wechselspiel mit den musikalischen Darbietungen rezitiert werden.

Die musikalisch-literarischen Erweckungsmomente während des Wandels von Nacht zu Tag stehen am Mittwoch, den 2. November unter dem Titel "Alles beginnt mit der Sehnsucht", erbauen am Donnerstag, den 3. November mit einem "Fürchte dich nicht" und zeugen am Freitag, den 4. November von Mut: "Ich bin jetzt bereit, meine Großartigkeit anzuerkennen".

Geladen wird zu den morgendlichen Konzerten ins Alte Hallenbad Feldkirch, das auch für weitere Formate den besonderen Rahmen bieten wird. Zu verdanken ist dies der alljährlich auf das Leitthema abgestimmten Gestaltung des Bühnenraums durch Vorarlberger Meisterinnen und Meister der Raum- und Baukunst. Heuer wird Ulli Grassmann, Leiter der Niederlassung St. Gallen von Baumschlager Eberle, gleichsam eine Kapelle aus Licht als fantastischen Raum kreieren.

Light Works. Alte und Neue Musik zur magischen Licht-und-Schatten-Performance

Ein buchstäblich traumhafter Abend verspricht der Samstag, 5. November 2022 zu werden, wenn von 19 bis 20.30 Uhr das bei den Zwischentönen bereits etablierte Format "Light Works" in so faszinierende Bilder- wie facettenreiche Klangwelten einlädt. In der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik wird ein Jahrhunderte überspannender musikalischer Bogen von der "Company of Music" unter Leitung von Johannes Hiemetsberger sowie dem Jazztrio Owls geboten. Währenddessen die renommierte niederländische Künstlerin Roos van Haaften mittels alltäglicher Gegenstände ihre magischen Fotogramme aus Licht und Schatten an die Wand wirft. Visual Arts und Alte wie Neue Musik befeuern sich dabei gegenseitig.

Das Begräbnis der Fakten. Ein Nachruf auf die Wahrheit aus prominentem Munde

Anlass zur außergewöhnlichen literarischen Gattung des Nachrufs zu Lebezeiten gibt heuer das Begräbnis der Fakten. Am Sonntag, den 6. November, von 18 bis 19.30 Uhr wird im Alten Hallenbad die Totenrede von Alexandra Föderl-Schmid gehalten. Die langjährige Chefredakteurin sowie später auch Mitherausgeberin des Standard und nunmehrige stellv. Chefredakteurin der SZ zählt zu den bekanntesten und profiliertesten JournalistInnen Österreichs. Umrahmt wird ihre Rede vom musikalischen Potpourri des Trio Opus 3 sowie einer Lesung von Nico Rascher.

"WoFür" Elise? Klavierkonzert von Marino Formenti plus Dialog und Führung im KUB

Am Mittwoch, den 9. November eröffnet sich durch die Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz, ebendort ein spannender Austausch zwischen Bildender Kunst und Musik. Von 17 bis 18 Uhr wird zur Dialogführung durch die Ausstellung der kanadisch-ägyptischen Künstlerin Anna Boghiguian geladen: im Gespräch KUB-Direktor Thomas D. Trummer mit dem Konzertpianisten, Dirigenten und Performer Marino Formenti.
Von 20 bis 21 Uhr wird der Pianist, von der Los Angeles Times als "Glenn Gould of the 21st Century" gepriesen, für einen fulminanten Klavierabend voller Witz, Lebendigkeit und Poesie garantieren. Der Titel "WoFür Elise" rührt von der vielleicht berühmtesten Bagatelle der Welt, welche die ganze Vielfalt des interpretatorischen Repertoires für dieses eine Stück von Marino Formenti zutage fördern wird.

Die Füße im Feuer. Performance für Richterin, Mönch und Erzähler

"Suspense à la Tarantino" trifft auf den moralischen Impetus des Apostel Paulus. So lässt sich das spartenübergreifende Format "Die Füße im Feuer" kurz und bündig zusammenfassen. Am Freitag, den 11. November von 19 bis 20.30 Uhr begegnen sich im Festsaal der Stella Theater, Musik und Reflexion. Die berühmte Ballade von Conrad Ferdinand Meyer als moralischer Showdown zwischen Mörder und Opfer gibt Themen und Impulse für die Improvisation von Klangkünstlern wie Schauspielern vor. Zwischen den Strophen, rezitiert von den Schauspielern Lukas Kientzler und David Kopp, improvisieren die Vorarlberger Richterin Yvonne Summer, der Theologe und Probst von St. Gerold im Großen Walsertal Pater Martin Werden, die Erzählerin und Philosophin Ariadne von Schirach sowie der Vorarlberger Erzähler Wolfgang Mörth und nicht zuletzt der heimische Gitarrenvirtuose Oliver Rath sowie Georgios Mikirozis.

Transitions. Zwischen Trance und Ekstase. Kulturtransfer als musikalischer Dialog

Drei reiche musikalische Traditionen treffen am Samstag, den 11. November bei Transitions aufeinander, wenn in der Kulturbühne Ambach in Götzis arabische, indische und türkische Klänge in Dialog treten. Von 19 bis 20 Uhr konzertieren die weltweit bekannte tunesische Sängerin, Songwriterin und Schauspielerin Ghalia Benali, die Virtuosin auf der Viola da gamba Romina Lischka und die Kemençe-Spielerin und Komponistin Neva Özgen. Ein faszinierendes, eindrückliches Spiel mit Identitäten, Kulturen, Stilen und Erwartungen dreier Meisterinnen.

Drei Abende über die Weisheit. Gedankliche Reflexion spiegelt sinnliche Erfahrung

Als neues Format verbinden die drei Abende das sinnliche musikalische Erleben mit erhellender gedanklicher Reflexion. Ein speziell für diesen Anlass international zusammengesetztes Musikensemble führt auf der Bühne des Alten Hallenbads diverse Prozesse und Dynamiken vor, die anschließend von Expertinnen und Experten aus ihren Kompetenzfeldern und Erfahrungen heraus analysiert werden. Den Anfang macht Dienstag, den 22. November, von 19 bis 20.30 Uhr Toni Innauer. Zur Frage "Risiko oder Rezept?" wird übers Üben, Improvisieren u.v.a.m. reflektiert.

Der musikalische Dialog am Mittwoch, den 23. November steht unter dem Titel "Über Furcht, Scham und Wagnis", mit der Philosophin, Theologin, Ordensfrau und Bestsellerautorin Melanie Wolfers, die sich selbst als Mutmacherin bezeichnet, dazu ihre Gedanken teilen.

Am dritten Abend, Donnerstag, den 24. November stellt sich der Politikexperte Anton Pelinka der Frage "Solo oder Team?", wobei Regeln und Widrigkeiten des Zusammenspiels auf der Bühne, in der Politik und im Leben erörtert werden.

"end:licht". Das Konzert des Hugo-Siegerteams 2022 – Ensemble TRI:UTOPIE

Am Freitag, den 25. November, von 19 bis 20 Uhr werden die diesjährigen Gewinner des Nachwuchspreises "Hugo" das von ihnen entwickelte Konzertformat im Feldkircher Dom zur Aufführung bringen. "end:licht" lautet der kraftvolle und zugleich poetische Brückenschlag zwischen Klängen von Johann Sebastian Bach und dem zeitgenössischen Meister spiritueller Musik Arvo Pärt, mit dem das Ensemble "RI:UTOPIE" reüssierte.

Advenstkonzert – ‚It’s snowing on my piano‘ von und mit Bugge Wesseltoft

Einen grandiosen Ausklang wird das Festival am Mittwoch, den 30. September finden. Zur Einstimmung liest von 18 bis 18.30 Uhr die bekannte Schweizer Film- und TheaterAktrice Heidi Maria Glössner im Dom St. Nikolaus weihnachtliche Texte, bei freiem Eintritt. Anschließend ein kurzer Spaziergang zum Montforthaus, wo von 19 bis ca. 20.15 Uhr der weltweit gefeierte Jazzpianist Bugge Wesseltoft sein legendäres Solodebüt "It’s snowing on my piano" wiederauferstehen lässt. Das gleichnamige Album (1997) mit Improvisationen Wesseltofts zu Weihnachtsliedern zählt längst zu den zeitlosen Meisterwerken des vergangenen Jahrtausends.

Salon Paula. Von 3. bis 21.11. spannende Persönlichkeiten am eigenen Küchentisch

Seit Beginn der Montforter Zwischentöne bietet der "Salon Paula" Begegnungen mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten sowie mit großer Musik in den eigenen vier Wänden. In ganz Vorarlberg können Interessierte im Kreis der eigenen Gäste mit Künstlerinnen oder Expertinnen einen vielschichtigen Abend verbringen. Eingeladen werden konnten der Architekt und Städteplaner Ulli Grassmann (03.11.), die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid (05.11.), der Mönch Pater Martin Werlen (08.11.), der Pianist Marino Formenti (08.11.), die Gamben-Virtuosin Romina Lischka (11.11.), die Philosophin Ariadne von Schirach (12.11.) sowie der Violinist Florian Willeitner (21.11.).

Montforter Zwischentöne 2022 – Sehnsucht und Verwandlung
1. bis 30. November 2022
Weitere Infos, darunter das detaillierte Programm, sowie Tickets auf www.montforterzwischentoene.at