Moderne Kunst der Färöer Inseln

Die Kunst der Färöer Inseln ist außerhalb Skandinaviens weitgehend unbekannt geblieben, was aber vor allem in der Abgelegenheit des Ursprungslandes und sicher nicht in mangelnder Qualität begründet ist. Eine Ausstellung im Leopold Museum bietet nun dem österreichischen Publikum die Gelegenheit, Europas kleinste Nation durch ihre Kunst zu entdecken und Künstler kennen zu lernen, die eine breitere Aufmerksamkeit absolut verdient haben.

Die Schau zeigt anhand einer Auswahl von etwa 80 Kunstwerken aus den vergangenen sechs Jahrzehnten eine Entwicklung, die in den späten 1940er Jahren mit Landschafts- und Figurenbildern in der Tradition der europäischen Avantgarden ihren Anfang nahm und bis heute zu einer Vielfalt künstlerischer Ansätze und Ausdrucksformen geführt hat: Die Kunstwerke sind frisch und innovativ und überraschen den Betrachter mit Ironie, Humor oder einer tiefen Ehrfurcht vor der Natur, wie sie in der Kunst Kontinentaleuropas heute selten zu finden sind.

Die Färöer Inseln sind geprägt von ihrer pittoresken Landschaft, gekennzeichnet durch steile, dunkle Klippen, tiefe Fjorde zwischen grünen Bergen und abrupte Wetterwechsel, die scharfe Kontraste und oftmals sehr irritierende Lichtverhältnisse zur Folge haben. Ein besonderes Thema der Ausstellung ist das legendäre EM Qualifikationsspiel Färöer – Österreich. Das Spiel, das am 12. September 1990 im schwedischen Landskrona statt fand bildet einen Schnittpunkt von Kunst und Sport. Die österreichische Mannschaft unter Josef Hickersberger war damals haushoher Favorit. Es spielten u.a. Legenden wie Toni Polster, Michael Konsel und Andreas Herzog.

Dennoch gelang es der färöischen Elf ein Tor zu verhindern. Im Gegenteil: in der 62. Minute gelang den Außenseitern das 1:0, zugleich der Endstand. Der Torschütze Torkil Nielsen wurde zum Nationalhelden. Ihm errichtete man ein Denkmal in Torshavn. Das Modell ist in der Ausstellung zu sehen. Ebenfalls gezeigt wird eine Installation, die die Höhepunkte des Fußballspiels revue passieren lässt und den Kommentar in der färöischen Sprache und auf Deutsch einander gegenüberstellt. Tormann Martin Knudsen, der "Keeper mit der Zipfelmütze" und der Goalgetter Nielsen haben Ihr Kommen zur Ausstellungseröffnung zugesagt. Die österreichischen Helden Toni Polster und Michael Konsel wurden ebenfalls eingeladen.

Die Natur beeinflusst das Leben auf eine viel direktere Weise als auf dem Kontinent; Meer, Sturm, Nebel sind einschneidende, wenn nicht gar lebensbedrohliche Erfahrungen. Pilotwale werden immer noch in kleinen Booten gejagt und anschließend auch gegessen, tausende Schafe laufen weitgehend frei auf dem Inseln herum, als Lebensgrundlage für die Landbevölkerung und als permanente Gefahr für den Straßenverkehr. Vogelkolonien auf einigen Felsen zählen Tiere nach Millionen und sind schon von weitem zu hören am ohrenbetäubenden Geschrei.

Die Menschen leben in kleinen Ortschaften, jeder kennt jeden, was wenig Platz für "Außenseiter" (wie beispielsweise Künstler) lässt, so aber auch einen gewissen Widerstand herausfordert: Mehr als ein Künstler macht sich in seinen Werken lustig über das bürgerliche Leben, nicht selten dabei trotzdem auch die heimelige Qualität des Insellebens durchaus zu schätzen wissend – ambivalent, aber faszinierend.


Moderne Kunst der Färöer Inseln
16. Mai bis 7. September 2008