Michael Vonbank - Dämonentheater

Das Museum Angerlehner zeigt eine umfassende Einzelpräsentation des Malers, Zeichners, Bildhauers und Literaten Michael Vonbank. Der Ausstellungstitel "Dämonenthater" ist dabei Programm: Die große Ausstellungshalle des Museums verwandelt sich in ein Stationen-Theater, das die Besucherinnen und Besucher tief in die imaginären Welten des früh verstorbenen Künstlers einführt.

Im alten Griechenland stand "daimon" für eine innere Kraft, für etwas, auf das wir "versessen" sind, weil dieses Etwas uns selber ausmacht. "Daimonion" stand für eine innere Stimme, die als Entscheidungshilfe dient. Michael Vonbank greift diese Bedeutungsfelder auf und spürt in seinen bildnerischen Arbeiten und Skulpturen sowohl individuellen als auch kollektiven "Dämonen" der Gesellschaft nach.

In seinem "Dämonentheater" öffnet uns Michael Vonbank Einblicke in das Schauspiel innerer Transformation. Seine Chimären oder Grotesken erkunden unsere Existenz in permanenter Verwandlung zwischen Mensch-sein, Tier-sein und Dämon-sein. Darin weist Michael Vonbanks Kunst Parallelen sowohl zur symbolistischen Malerei des Belgiers James Ensors (1860 – 1949) als auch zur kybernetischen Vision auf, wie sie die US-Theoretikerin Donna Haraway in "A Cyborg Manifesto" (1985) formulierte: Der Mensch, längst nicht mehr "Krone der Schöpfung", verwandelt sich immer mehr in Richtung einer komplexen Mischung aus Tier und Maschine, bis sich schließlich die natürlichen und künstlichen Spezies ineinander auflösen. Mit den Maskenbildern James Ensor wiederum verbinden Vonbank der poetische, manchmal makabre Zugang und sein Mut, die Larven und Verpuppungen des Lebens direkt ins Bild zu setzen.

Die Werkauswahl und Ausstellungsgestaltung von Vitus Weh fokussiert auf das erzählerische und dialogische Fundament im künstlerischen Schaffen von Michael Vonbank, der neben seinen "Dämonenbildern" auch zahlreiche literarische Schriftbilder sowie mit verschiedenen Künstlerkollegen auch immer wieder Gemeinschaftswerke schuf. Beide Herangehensweisen zeigen Vonbank als Vorläufer zeitgenössischer Überlegungen, die mehr und mehr von der genieorientierten Vorstellung eines autonomen Autors abrücken und stattdessen die Allgegenwart des Relationalen und die Kraft des Kooperativen betonen.

Die Ausstellung über das Werk von Michael Vonbank präsentiert daher nicht nur zentral einige eindrückliche Serien der erwähnten Gemeinschaftswerke – u.a. mit Christian Ludwig Attersee –, sondern führt dieses dialogische Prinzip auch mit eigens arrangierten "Bildgesprächen" fort: Der Sammler Heinz J. Angerlehner und Kurator Vitus Weh setzen hierfür ausgewählte Kunstwerke aus dem Bestand des Museums – u.a. von Günter Brus, Karl Korab, Assunta Abdel Azim Mohamed, Volker Stelzmann, Arnulf Rainer, Bianca Regl und Otto Zitko – in Zwiesprache mit Bildern von Michael Vonbank.

Michael Vonbank (geb. 1964 in Bludenz, gest. 2015 in Wien) lebte und arbeitete in Wien, Innsbruck und Gurtis. 1991 bis 1995 Studium der Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst, Meisterklasse Christian Ludwig Attersee, 1996 Studium der Bildhauerei an der Hochschule für bildende Kunst, Meisterklasse Bruno Gironcoli; Österreichischer Grafikpreis, Preis der Creditanstalt; Preis des Landes Tirol, Preis des Siemens Artwork Network, zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

Michael Vonbank: Dämonentheater
4. April bis 25. September 2022