Das Werk der 1985 in Feldkirch geborenen Künstlerin Melanie Ebenhoch ist gekennzeichnet durch das Zusammenspiel von malerischen und architektonischen Räumen, die mit Projektionen des Unbewussten aufgeladen sind. Mit Stilelementen der illusionistischen Malerei und filmischen Inszenierungen zeigt sie innerpsychische soziale Konflikte auf, die sich in häuslichen Settings entzünden. Bildwirkung und Narration stehen in ständiger Spannung zueinander.
Die Künstlerin, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien, am Sandberg Institut in Amsterdam und an der Hogeschool voor de Kunsten in Utrecht studiert hatte, betitelt ihre Aussstellung im Kunstraum Remise in Bludenz mit „Dream houses“. Der Titel stammt von einer Serie an Keramik-Arbeiten, die im Kunstraum zu sehen sein werden.
Hintergrund ihrer Ausstellung in Bludenz ist Ebenhochs großes Interesse für das Melodrama und dafür, wie es innere Konflikte externalisiert, indem es sie in Innenräume überträgt. Wie man die visuelle Verräumlichung nutzen kann, um psychologische Spannungen darzustellen, stellt dabei eine zentrale Grundfrage dar.
Melanie Ebenhoch dazu: „Die ausgestellten Arbeiten verbinden meine kontinuierliche Recherche in Architektur, häusliche Interieurs, Sehnsüchte und die sie behausenden Persönlichkeiten, denen oft ein kompliziertes Schicksal zugeschrieben wird. Daraus entsteht eine Mise-en-scène, die sowohl von fiktiven Charakteren (z.B. Aschenputtel, Blaubart) als auch von realen Figuren aus der Architekturgeschichte, der zeitgenössischen Kunsttheorie, der kritischen Theorie und der kollektiven Vorstellung des alten Hollywoods (z.B. Jayne Mansfield) bevölkert wird. Ich sammle meine Figuren und Motive im Laufe der Zeit ein und zeichne allmählich eine Karte ihrer Beziehungen.“
Die Kerncluster einer solchen Komposition umfassen Strategien der kritischen feministischen Theorie zur Dekonstruktion, Dekolonisierung und Wiedererschließung männlich dominierter Felder, vor allem der modernistischen Architektur und der goldenen Ära des Kinos des 20. Jahrhunderts, um neue Erzählungen zu formulieren.
Die Arbeit „Cinderellas bedroom“ (Öl und Linsen auf Leinwand, 2023) zum Beispiel zeigt den Blick aus dem Inneren eines Kamins auf ein luxuriöses Interieur, dessen Mauerwerk aus Linsen besteht und das sich auf die wiederkehrende von der Stiefmutter aufgetragene Strafarbeit Aschenputtels bezieht, Linsen aus der Asche zu sortieren. Die haptische Oberfläche des Bildes markiert zudem den Übergang zwischen illusionistischer Tiefe und der physischen Präsenz im Ausstellungsraum. Gleichzeitig soll der Ausblick auf das Interieur wie die Projektion eines Fernsehapparats wirken.
Anhand der titelgebenden Serie an Keramiken beschäftigt sich Ebenhoch zudem mit Dichotomien zwischen Innen und Außen, Traum und Albtraum, Visuellem und Unbewusstem, Maskierung und Enthüllung. Sie wirft die immer wiederkehrenden Fragen nach dem Handeln und der Darstellung des weiblichen Körpers auf, will sich aber vor der Identifizierung mit „weiblichen“ Zuschreibungen und Klischees, die durch die Metapher der Vase bewusst aufgeworfen werden, hüten.
Eine Kaminattrappe aus Acrylharz, eine realistische Nachbildung eines Katzenkratzbaums aus Smalti Mosaik, ein geschmiedetes Eisengestell, das sich auf ein Treppengeländer einer Villa in Amsterdam bezieht und weitere skulpturale Werke dienen als Podeste für eine Serie an Keramiken, die zwischen Gebrauchsgegenstand, Dekoration und autonomer Skulptur changieren.
Die in den Arbeiten mitschwingenden Assoziationen, setzten also genau da an, wo in der Vergangenheit Träume und Begehren erzeugt wurden und untersuchen diese Mechanismen hinsichtlich ihrer Aktualität.
Ebenhochs Arbeiten wurden bereits in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt. Unter anderem in der Kunsthalle Bratislava, im Belvedere 21 oder in der Kunsthalle Wien. 2022 erhielt sie das MAK Schindler Stipendium in Los Angeles.
Melanie Ebenhoch: „Dream houses“
24.11.-30.12.2023
Eröffnung: 23.11., 20.00 Uhr
Mi-Sa, So u. Fe 15-18
Kuratierende Künstlerin: Luka Jana Berchtold