2008 wäre Max Bill, der 1908 in Winterthur geboren wurde, 100 Jahre alt geworden. Nach seinem Studium am Bauhaus begann Bill in den dreissiger Jahren eine einzigartige Karriere, die ihn im Sinne seiner Ausbildung zu einem homo universalis machte. Als Künstler, Gestalter und Denker trug er Wesentliches zum kulturellen Leben des 20. Jahrhunderts bei. Zwei Winterthurer Museen widmen nun Max Bill eine umfassende Retrospektive. Während das Kunstmuseum Winterthur die Gemälde und Plastiken zeigt, präsentiert das Gewerbemuseum den Architekten, Typografen, Plakat- und Buchgestalter sowie den Entwerfer von Industrieprodukten Max Bill.
1936 formulierte Max Bill den Begriff der "Konkreten Kunst". Kunstwerke wollte er schaffen, die "auf grund ihrer ureigenen mittel und gesetzmässigkeiten – ohne äusserliche anlehnung an naturerscheinungen oder deren transformierung, also nicht durch abstraktion – entstanden sind". Die systematische Behandlung aller Bildelemente machte Bill zum Prinzip seiner Arbeit, die sich selbst erklären sollte, ohne Rückgriff auf subjektive Entscheidungen. Konsequent verwirklichte er diese Vorstellung nicht nur in Skulpturen und Gemälden, sondern auch als Architekt, Typograph und Produktdesigner. Seine prägnanten elementaren Erfindungen antworteten auf die grossen Leistungen der klassischen Moderne und übten auf jüngere Künstler eine starke Wirkung aus. Während die offizielle Schweiz seinem Werk zunächst zurückhaltend begegnete, war Bill wie kaum ein anderer Schweizer Künstler weltweit präsent – früh schon in Südamerika, aber auch in Europa und Nordamerika.
Die letzte grosse Ausstellung von Max Bills Werk in der Schweiz fand anlässlich seines 75. Geburtstags 1983 im Zürcher Helmhaus statt. Seit dem Tod des Künstlers, 1994 in Berlin, fand keine solche Schau mehr statt. 2005 zeigte das Kunstmuseum Stuttgart eine Retrospektive; nun folgt eine neu konzipierte Ausstellung in zwei Museen seiner Geburtsstadt. Das Kunstmuseum Winterthur präsentiert eine Retrospektive der Gemälde und Plastiken. Zu Lebzeiten Bills waren seine Ausstellungen fast ausschliesslich aus dem Atelier bestückt; erstmals treffen in dieser Retrospektive Werke aus öffentlichen und privaten Sammlungen mit Werken aus dem Nachlass zusammen, um die Grundzüge seines bildnerischen und plastischen Schaffens zu veranschaulichen.
Das Gewerbemuseum zeigt den Gestalter Bill, der in diesem Tätigkeitsfeld wiederholt mit höchst eigenständigen und bahnbrechenden Beiträgen auffiel. Dieser Ausstellungsteil umfasst Arbeiten aus sechs Jahrzehnten und zeichnet den Weg dieses erfindungsreichen Denkers, Entwerfers und Gestalters nach. Die Ausstellungen werden von einem reichhaltigen Rahmenprogramm begleitet, an dem sich neben den beiden veranstaltenden Museen auch das Architekturforum Winterthur, die Literarische Vereinigung Winterthur und die Villa Sträuli beteiligen.
Publikation: Das zu den Ausstellungen erscheinende Buch "Max Bill: Aspekte seines Werks" versucht der Vielfältigkeit von Bills Tätigkeit gerecht zu werden, indem vierzehn Autorinnen und Autoren (Jakob Bill, Hans Rudolf Bosshard, Sandra Gianfreda, Karin Gimmi, Hans Jörg Glattfelder, Eugen Gomringer, Max Graf, Peter Hahn, Rudolf Koella, Claude Lichtenstein, Adrian Mebold, Bruno Reichlin, Arthur Rüegg, Dieter Schwarz) einzelne Aspekte davon behandeln. Aufsätze gelten den Überlegungen zur "konkreten kunst" und zur "guten form", Bills Zeit als Schüler am Bauhaus und als Lehrer an der Ulmer Hochschule für Gestaltung, den malerischen Anfängen ebenso wie Fragen der Denkmal-, der Ausstellungs- und Buchgestaltung. Eine ausführliche Biographie rundet die Beiträge ab. 240 Seiten, 65 Farbabbildungen, 125 Textabbildungen, Fadenheftung, broschiert. CHF 45.–/36.– (für Mitglieder des Kunstvereins Winterthur und des Fördervereins Gewerbemuseum)
Max Bill zum 100. Geburtstag
Gewerbemuseum und Kunstmuseum Winterthur
20. Januar bis 12. Mai 2008