Martin Schoeller. Up Close

Er hatte sie alle vor der Linse: von Cate Blanchett, Christopher Walken, Dolly Parton und George Clooney über Rihanna und Willem Dafoe bis Barack Obama und Donald Trump. Martin Schoeller, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Porträtfotografen, fertigt seit über zwanzig Jahren unverwechselbare Nahaufnahmen von Ikonen aus Politik, Sport, Film und Musik – in Szene gesetzt in hellem, erbarmungslosem Licht. Mit den Serien »Close Up«, »Portraits«, »Identical«, »Transgender« und »Female Bodbuilder« präsentiert die Galerie OstLicht das Werk von Martin Schoeller erstmals in Österreich.

In der international gefeierten Serie »Close Up« stehen uns die Porträts bekannter Persönlichkeiten, gleichsam intim und ungeschützt, Auge in Auge als überdimensionale Blow-ups unmittelbar gegenüber. Martin Schoeller inszeniert seit den 1990er-Jahren die Gesichter seiner Modelle als spektakuläre Nahaufnahmen in stets identer Weise: Er misst die Augenhöhe und positioniert die Kameralinse auf selber Höhe; statt eines Blitzgeräts verwendet er weiches Neonlicht und erzeugt so die für seine Porträts charakteristischen »Katzenaugen«. Durch die bedingungslose Regie des Künstlers geben die Porträtierten das Zepter der Selbstinszenierung aus der Hand. Nichts bleibt im Verborgenen: Jede Falte, jedes Muttermal steht frei zur Betrachtung, individuelle Charakteristika werden bis zur Hyperrealität überspitzt.

Dennoch gibt es kaum Stars, die nicht bereits vor Schoellers Kamera Platz genommen haben. Von Angela Merkel über Valentino bis zu Paris Hilton akzeptieren sie alle die kompromisslosen Regeln, die Schoellers Stil einzigartig machen. Mit dem minimal erlaubten Einsatz von Make-up und der Vereinheitlichung von Kameraperspektive und Lichtsetzung kennzeichnet seine Praxis zudem eine nivellierende und demokratische Geste: Es gelten gleiche Regeln für alle. Schoeller fotografiert nicht ausschließlich Celebreties. Mit klarer und schnörkelloser Ästhetik porträtiert er in »Transgender« Menschen, die sich im Stadium der Geschlechtsumwandlung befinden, oder in »Female Bodybuilder« Wettkämpferinnen, die mit ihren stählernen Muskeln nahezu büstenhaft anmuten. Die Werkgruppe »Identical« zeigt Porträts von Zwillingspaaren und setzt eine faszinierende Auseinandersetzung mit der Frage nach Einzigartigkeit in Gang. Die farbintensiven Szenerien der Serie »Portraits« spielen wiederum mit dem Image und anhaftenden Klischees von Berühmtheiten und positionieren diese in einem bis ins kleinste Detail geplanten Setting: Bill Murray beim Golf spielen in einem Hotelzimmer, Elon Musk mit seinen fünf Söhnen in einer Autowerkstatt oder Marina Abramović in der U-Bahn inmitten nackter Passagiere.

Martin Schoeller wurde 1968 in München geboren und studierte Fotografie am Lette-Verein in Berlin und Hamburg. Seine Arbeit ist beeinflusst von der deutschen Fotografietradition von August Sander und Bernd & Hilla Becher. Nach dem Beginn seiner Karriere in seinem Heimatland zog er 1993 nach New York, wo er mehrere Jahre als Assistent von Annie Leibovitz arbeitete. 1996 ging er seiner freiberuflichen Karriere nach und wurde bald berühmt für die Porträts von Menschen, denen er auf der Straße begegnete und seit 1998 sind seine Fotografien neben anderen Publikationen etwa in TIME , GQ , Rolling Stone , Esquire und VOGUE erschienen. Seit 1999 arbeitet Schoeller für The New Yorker und ist dort, wie Richard Avedon vor ihm, der redaktionelle Fotograf. Seine Titelseiten brachten ihm zahlreiche internationale Auszeichnungen. Schoellers großformatige Nahaufnahmen wurden weltweit in Museen und Galerien ausgestellt und sind in permanenten Sammlung vertreten, wie der Smithsonian National Portrait Gallery in Washington, D.C., und brachten ihm internationale Fotografiepreise. Martin Schoeller lebt und arbeitet in New York.


Martin Schoeller. Up Close
31. Oktober bis 22. Dezember 2018
Eröffnung: Di 30. Oktober 2018, 19 Uhr