Bis 1. Oktober 2023 zeigt das Kunsthaus Zürich in einer Kabinett-Ausstellung die grafischen Editionen Marcel Broodthaers’. Im Fokus der Ausstellung steht die kritische Hinterfragung der Institution "Museum" durch den Künstler.
Marcel Broodthaers (1924–1976) befasste sich intensiv mit dem Thema Museum. Die Werke des Belgiers bezeugen einen kritischen Blick auf die Institution, der bis heute nicht an Aktualität verloren hat. Vier Aspekte nehmen dabei eine zentrale Position ein und werden in der Ausstellung hervorgehoben: das Museum selbst, die Kunstschaffenden, der Kunstmarkt und die Besucherinnen und Besucher.
Die von Gastkuratorin Simone Gehr aus Beständen des Kunsthauses zusammengestellte Kabinett-Ausstellung geht der Frage nach, was genau Broodthaers’ Vorstellung eines idealen Museums war. Was kritisierte der Künstler an den Museen seiner Zeit? Und wie können wir auf Grundlage von Broodthaers’ Werken die heutige Museumslandschaft reflektieren? Es sind Überlegungen, die auch das Publikum anstellt: Warum sind manche Werke mehr "wert" als andere und welche Rolle spielt das Museum bei diesen monetären Wertzuweisungen? Ist ein Werk nur "echt", wenn es signiert ist? Und wo führen uns Werkbeschriftungen in die Irre?
Die Ausstellung legt den Fokus auf Broodthaers’ grafische Editionen. Es handelt sich um eine Werkgruppe, die aus 25 Arbeiten aus seiner gesamten Schaffenszeit besteht und die die Grafische Sammlung des Kunsthauses vollständig besitzt. Der Begriff "grafische Editionen" ist bei Broodthaers relativ breit gefasst und schliesst neben Druckgrafik auch Film, Fotografie und installative Arbeiten ein. Ergänzt werden die Editionen um wenige Leihgaben verwandter Werkgruppen, wie beispielsweise offene Briefe oder Filme des Künstlers.
Der in Brüssel geborene Marcel Broodthaers war zunächst Dichter, bevor er sich im Alter von 40 Jahren als Autodidakt der bildenden Kunst zuwandte. Als der Künstler 1976 an seinem 52. Geburtstag verstarb, hinterliess er trotz der nur 12jährigen Schaffenszeit ein ungemein vielfältiges Werk. Am wohl intensivsten beschäftigte sich Broodthaers mit dem Thema Museum, ausgelöst durch die 1968er-Bewegung und den damit verbundenen Protesten in Brüssel. Im Nachgang gründete er sein eigenes fiktives Museum, das nie als reale Institution existieren sollte. Vielmehr ging es dem Künstler darum, Fragen zum gegenwärtigen Kulturbetrieb aufzuwerfen. Zwischen 1968 und 1972 trat sein fiktives "Musée d’Art Moderne" in verschiedensten Formen in Erscheinung. Das Kunsthaus erhielt einige seiner Grafikeditionen im Jahr 1982 als Schenkung und stellte diese damals aus. In der Schweiz widmete zuletzt das MASI in Lugano Broodthaers eine Einzelausstellung, wobei der Schwerpunkt auf den Plaques (grossformatige Kunststoffschilder) lag.
Marcel Broodthaers
Museum
Bis 1. Oktober 2023